Am 30. September 2024 wurde der palästinensische Chirurg Khaled Al Serr aus israelischer Haft entlassen, nachdem er mehr als sechs Monate ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im Gefängnis verbracht hatte. Grundlage seiner Inhaftierung war das umstrittene Gesetz über ungesetzliche Kombattanten.
Dr. Khaled Al Serr wurde am 25. März nach einer Durchsuchung des Nasser-Krankenhauses in Khan Younis im Süden des besetzten Gazastreifens zusammen mit anderen Krankenhaus-Mitarbeiter*innen von der israelischen Armee festgenommen. Mehr als drei Monate hielten die israelischen Behörden seinen Verbleib geheim und inhaftierten ihn unter Bedingungen, die dem Verschwindenlassen gleichkamen. Nach einer Suchanfrage der Menschenrechtsorganisation HaMoked gab das israelische Militär am 4. Juli 2024 den Aufenthaltsort von Dr. Khaled Al Serr bekannt. Am 23. Juli 2024 wurde ihm der erste und einzige Besuch seines Rechtsbeistandes gestattet.
Khaled Al Serr und andere Gefangene wurden in den ersten fünf Tagen nach der Festnahme in einem Privathaus in Gaza festgehalten. In dieser Zeit wurde er seinen Angaben zufolge regelmäßig von Soldat*innen misshandelt. Anschließend brachte man ihn in das militärische Gefangenenlager Sdé Teiman, wo er nur einmal verhört wurde. Mitte Juni wurde er in das Militärgefängnis Ofer im besetzten Westjordanland verlegt.
Folter und sexualisierte Gewalt
Wie Khaled Al Serr seinem Rechtsbeistand berichtete, war er vom ersten Tag seiner Haft an verschiedenen Formen von Folter und Erniedrigung ausgesetzt. Dabei erlitt er Verletzungen an Brust und Rippen. Er leidet an chronischen Unterleibsschmerzen und Übelkeit. Trotz wiederholter Bitten verweigerten ihm das israelische Militär und der israelische Gefängnisdienst den Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung. Khaled Al Serr wurde nicht nur selbst gefoltert, sondern berichtete auch, Zeuge von Folter, einschließlich sexualisierter Gewalt, an anderen Gefangenen geworden zu sein.
Am 30. September wurde Dr. Khaled Al Serr aus dem israelischen Militärgefängnis Ofer im besetzten Westjordanland entlassen und in den besetzten Gazastreifen zurückgebracht.
Nach seiner Freilassung sagte Khaled Al Serr In einem Telefongespräch mit Amnesty: „Mehr als sechs Monate lang war ich, nur unterbrochen von einem Besuch meines Rechtsbeistands, fast völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Ich machte mir Sorgen um meine Familie in Gaza, ich machte mir Sorgen um meine Kolleg*innen, aber ich wusste auch, dass ich nicht allein war.“