Zwischen dem 22. Juni und dem 2. August 2012 hat Mansur Mingelov elf Fälle von Folter und anderer Misshandlung dokumentiert, die Angehörige der Gemeinschaft der ethnischen Belutschen in der Provinz Mary welaýaty betreffen. Die Informationen zu den Fällen brannte er auf CDs und schickte diese an die US-amerikanische Botschaft in der turkmenischen Hauptstadt Aşgabat sowie an die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die Generalstaatsanwaltschaft. Mansur Mingelov zufolge erheben die Betroffenen unter anderem folgende Anschuldigungen gegen Angehörige der Sicherheitskräfte: Folter oder andere Misshandlung durch Verletzen der Knochen mit einem Meißel, Ziehen des Hodensacks mit einer Kneifzange, Elektroschocks sowie Prügel unter Einsatz von Stuhlbeinen und Plastikflaschen. Mansur Mingelov berichtete zudem, beim „Staatsdienst für die Sicherheit und den Schutz einer gesunden turkmenischen Gesellschaft“ in Aşgabat einen Kasten mit Werkzeug gesehen zu haben, das speziell für Folterungen gedacht ist. Nach seinen Vorwürfen wurden zwei Polizist*innen entlassen.
Während seines Verfahrens hat Mansur Mingelov nach eigenen Angaben den ihm von staatlicher Seite zugewiesenen Rechtsbeistand nur zweimal getroffen – nach ihrem ersten Treffen erst wieder bei der Gerichtsverhandlung. Ihm wurde ein Rechtsbeistand seiner Wahl verweigert und wichtige Beweise dafür, dass er sich zum Zeitpunkt einiger der mutmaßlichen Straftaten nicht in Turkmenistan befand, wurden während des Verfahrens ignoriert. Einige Zeug*innen wurden gezwungen, Erklärungen auf Turkmenisch zu unterzeichnen, die sie nicht verstanden. Ihre mündlichen Aussagen widersprachen den schriftlichen Erklärungen, die dem Gericht vorgelegt wurden.
Nach Angaben turkmenischer Menschenrechtsverteidiger*innen und Journalist*innen im Exil sind Folter und andere Formen der Misshandlung in Turkmenistan weit verbreitet. Das Klima der Angst ist jedoch so groß, dass nur wenige Menschen es wagen, Fälle von Folter und anderen Formen der Misshandlung in Haft zu melden, oder nach ihrer Freilassung überhaupt darüber zu sprechen. Tun sie es dennoch, sind sie und ihre Familienangehörigen den Vergeltungsmaßnahmen der Behörden ausgesetzt.
Amnesty International hat Fälle von Schikane und Verfolgung von Menschen dokumentiert, die es gewagt haben, solche Menschenrechtsverletzungen in Turkmenistan öffentlich anzuprangern. Weitere Informationen finden Sie in dem englischsprachigen Amnesty-Bericht Turkmenistan: An “Era of Happiness” or more of the same repression?, online unter http://www.amnesty.org/en/library/info/EUR61/005/2013/en.
In seinen abschließende Bemerkungen zu Turkmenistan im Juni 2011 hielt der UN-Ausschuss gegen Folter fest, dass „das Fehlen von umfassenden oder aufgeschlüsselten Daten zu Beschwerden, Ermittlungen, Strafverfolgungen und Verurteilungen in Fällen von Folter und Misshandlung durch Strafverfolgungspersonal die Identifizierung möglicher Missbrauchsmuster, die Aufmerksamkeit erfordern, erheblich erschwert“ und empfahl den turkmenischen Behörden, klare statistische Daten zu solchen Fällen zusammen- und bereitzustellen.
Aufgrund von Überbelegung und schlechter Ernährung ist Tuberkulose in turkmenischen Gefängnissen weit verbreitet. Der Nachrichtendienst Alternative Turkmenistan News berichtete im Mai 2016, dass die Behörden die tatsächlichen Tuberkulosefälle in turkmenischen Gefängnissen verschweigen und häufig Gefangene, die an Tuberkulose erkrankt sind, in Kasernen verlegt haben, um das wahre Ausmaß des Problems zu verschleiern.