Das Land hat auch eine der höchsten Femizidraten in der Region, mit mehr als 100 Fällen im Jahr 2017, laut UN-Observatorium für Gleichstellung der Geschlechter für Lateinamerika und die Karibik. 2006 wurden 47 Transgender-Frauen getötet, so die von Trans* geleiteten NGO Trans Siempre Amigas (TRANSSA).
Expert*innen für öffentliche Gesundheit schätzen, dass es in der Dominikanischen Republik 97.000 weibliche Sexarbeiterinnen und mindestens 3.900 transsexuelle Frauen gibt, von denen viele Sexarbeit leisten.
Ungefähr die Hälfte der von Amnesty International befragten Frauen waren Cisgender-Frauen und die andere Hälfte waren Transgender-Frauen. Die Frauen hatten sich aus verschiedenen Gründen für Sexarbeit entschieden. Für einige bot sie Flexibilität und Kontrolle über ihre Arbeitszeit oder höhere Löhne im Vergleich zu anderen Alternativen und gab ihnen finanzielle Unabhängigkeit. Für andere war Sexarbeit eine der eingeschränkten Möglichkeiten, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.
Mindestens 10 der 24 für diesen Bericht befragten Cisgender-Frauen erklärten, Polizeibeamte hätten sie vergewaltigt, oft mit vorgehaltener Waffe. Die meisten Transgender-Frauen hatten auch diskriminierende und gewalttätige Handlungen (üblicherweise auf ihre Geschlechtsidentität oder Ausdruck ausgerichtet) durch die Polizei erlebt, die Folter oder andere Misshandlungen gleichkommen könnten.
Amnesty International interviewte mehrere Frauen, die beschrieben, dass sie unter ähnlichen Umständen von bewaffneten und uniformierten Polizeibeamten vergewaltigt worden waren - spät in der Nacht an dunklen Straßenecken, oft hinter Polizeifahrzeugen.
Eine Frau erklärte Amnesty International, wie sie eines Nachts im Oktober 2017 vergewaltigt wurde.
„Es gab drei davon. Ich war an einer Ecke und wartete auf Kunden ... und sie haben mich missbraucht “, sagte sie. "Sie haben mich in den (Polizei-) Wagen gezogen… Sie haben gesehen, dass die Gegend leer ist… Sie begannen, mich zu betatschen und meine Kleider auszuziehen. Sie zerrissen meine Bluse…. Einer nach dem anderen", sagte sie.
Sie fuhr fort: „Ich hatte Angst. Ich war alleine. Ich konnte mich nicht verteidigen. Ich musste sie mit mir machen lassen, was sie wollten ... Sie drohten mir, dass sie mich töten würden, wenn ich nicht bei ihnen wäre. Sie (sagten), dass ich eine Hure sei, und warum also nicht mit ihnen?"
„Sie nannten mich eine „Schlampe“ und benutzten viele beleidigende Worte…. Sie haben mich gesehen, denke ich, und sie dachten: "Wenn sie (Kunden) sie haben können, warum können wir nicht?"
Der Bericht beschreibt auch, wie Sexarbeiterinnen, die mit mehrfach diskriminierten Identitäten - wie etwa Transgender-Frauen - leben, noch stärker ausgegrenzt werden und einem größeren Risiko der Folter durch den Staat und Einzelpersonen ausgesetzt sind.
Transgender-Frauen gaben an, von Polizeibeamten als "Tunte" (fags) und "Teufel" genannt wurden und sagten, sie glaubten, dass sie als "Aliens" oder "Tiere" gesehen werden. Mehrere Transgender-Frauen berichteten, die Polizei ihre Perücken verbrannt hatte oder sie zwang, die mit Exkrementen bedeckten Gefängniszellen zu reinigen, um sie zu bestrafen.
Straffreiheit für sexuelle Folter ist typisch. Die Dominikanische Republik sammelt keine Daten, anhand deren der Umfang und die Schwere des Problems geschlechtsspezifischer Folter und Misshandlungen durch die Polizei ermittelt werden könnten. Dies ist ein wesentlicher Schritt, um die Täter zu bekämpfen um sie für die schwere Gewalt verantwortlich machen zu können. Diese Straffreiheit fördert die Normalisierung solcher Straftaten durch die Behörden und in einigen Fällen auch durch die Opfer selbst.