Der Gesundheitszustand der 63-jährigen Cấn Thị Thêu, einer bekannten Landrechtsaktivistin und Menschenrechtsverteidigerin, gibt Anlass zur Sorge. Sie sollte von den vietnamesischen Behörden nicht schikaniert und inhaftiert, sondern für ihr Engagement gewürdigt und unterstützt werden. Cấn Thị Thêu ist eine gewaltlose politische Gefangene, die 2020 festgenommen wurde und sich allein wegen der Wahrnehmung ihrer Menschenrechte in Haft befindet.
Höchst beunruhigenden Berichten zufolge waren Cấn Thị Thêu und ihre beiden Söhne Trịnh Bá Phương und Trịnh Bá Tư in der Untersuchungshaft Misshandlungen und Folter ausgesetzt. Polizeiangehörige sollen Trịnh Bá Phương in den Genitalbereich geschlagen haben; Trịnh Bá Tư sei ebenfalls geschlagen worden, was zu einer Nierenschwellung führte, und Cấn Thị Thêu habe sich eine Augeninfektion zugezogen, weil sie bei extremer Hitze in einer Zelle ohne angemessene Belüftung und ohne ausreichend Wasser untergebracht war. Noch besorgniserregender sind Berichte, denen zufolge die drei aufgrund ihrer offenen Kritik an den Haftbedingungen auch aktuell Misshandlungen ausgesetzt sind.
Zuletzt hatte Cấn Thị Thêu ihrer Familie Anfang August 2025 mitgeteilt, dass sie außer etwas gesalzenem Reis mit ein wenig Brühe nichts anderes essen könne, da ihr Körper alles andere kaum vertragen würde. Außerdem klagte sie über dumpfe Schmerzen in der rechten Leistengegend und darüber, dass ihre Körpertemperatur trotz des heißen Sommerwetters ungewöhnlich niedrig sei. Am 28. Juli erhielt Cấn Thị Thêu eine dreitägige Antibiotikabehandlung, doch ihr Zustand war so besorgniserregend, dass die Behandlung um weitere zehn Tage verlängert wurde. Beunruhigend ist, dass die Behörden ihr während ihrer gesamten Behandlung den Zugang zu ihrer eigenen Krankenakte verweigert haben. Es besteht große Sorge um die Gesundheit von Cấn Thị Thêu, da sie nicht angemessen medizinisch versorgt wird und keine regelmäßigen Familienbesuche erhalten darf.
In den zehn Jahren ihrer aktivistischen Tätigkeit waren sie und ihre Familie massiven Schikanen und der Überwachung durch lokale Behörden ausgesetzt. 2020 wurden Cấn Thị Thêu, Trịnh Bá Phương und Trịnh Bá Tư allein wegen der Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung zu Haftstrafen von acht bzw. zehn Jahren verurteilt. Ihre Selbstlosigkeit, Aufrichtigkeit und ihr unermüdlicher Einsatz für Menschen in Not haben Cấn Thị Thêu zu einer der angesehensten Menschenrechtsverteidiger*innen in Vietnam werden lassen.