
Urgent Action Mosambik: Giftanschlag auf Journalistin untersuchen!
5. August 2025Am 27. Juli 2025 teilte die Journalistin Selma Inocência Marivate Amnesty International mit, dass sie den Verdacht habe, im März bei einem arbeitsbedingten Aufenthalt in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo mit Schwermetallen vergiftet worden zu sein. Selma Inocência Marivate kommt aus Mosambik, lebt aber derzeit in Deutschland. Kurz nach ihrer Rückkehr aus Mosambik wurde sie sehr krank und man stellte in ihrem Körper Schwermetalle in medizinisch nicht erklärbarer Konzentration fest. Die Journalistin ist in kritischem Zustand und unterzieht sich derzeit einer intensiven Behandlung zur Blutreinigung. Amnesty International fordert die mosambikanischen Behörden auf, den mutmaßlichen Giftanschlag dringend zu untersuchen und Angriffe auf Journalist*innen öffentlich zu verurteilen.
Die in Deutschland lebende mosambikanische Journalistin Selma Inocência Marivate befürchtet, im März 2025 bei einem arbeitsbedingten Aufenthalt in Maputo möglicherweise mit Schwermetallen vergiftet worden zu sein.
Am 2. März reiste die Journalistin aus Deutschland nach Mosambik, um in der Hauptstadt Maputo eine einwöchige Schulung für Journalist*innen vor Ort zu leiten. Während ihres Aufenthalts hatte sie plötzlich das Gefühl, dass ihre Sicherheit gefährdet sein könnte, was sie dazu veranlasste, das Land früher als geplant am 6. März zu verlassen. Kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland setzten ernste Gesundheitsprobleme wie Erschöpfung, Muskelschwäche, Übelkeit, Nierenschmerzen und Gleichgewichtsstörungen ein. Nach mehreren ergebnislosen Tests bestätigte eine in Berlin durchgeführte toxikologische Analyse eine Schwermetallvergiftung. In ihrem Blut wurden u. a. Quecksilber, Kadmium, Uran und Thallium festgestellt, teilweise in gefährlich hohen Konzentrationen. In medizinischen Gutachten wurde die Konzentration bestimmter Substanzen als "physiologisch nicht erklärbar" beschrieben.
Selma Inocência Marivate unterzieht sich derzeit einer Chelat-Therapie, was eine Standardbehandlung für akute oder chronische Schwermetallvergiftungen ist. Ihr Zustand ist nach wie vor kritisch und sie kann weder arbeiten noch anderen Interessen nachgehen. Ihr Fall wurde der deutschen Polizei gemeldet, aber da es sehr wahrscheinlich ist, dass die Vergiftung in Mosambik erfolgte, müssen die mosambikanischen Behörden den Fall dringend untersuchen.
Der mutmaßliche Giftanschlag auf Selma Inocência Marivate ereignete sich in einer politisch angespannten Zeit in Mosambik. Seit der Verkündung des Ergebnisses der umstrittenen Präsidentschafts- und Parlamentswahl Ende 2024 wird das Land von Protesten gebeutelt und Kritiker*innen werden bedroht und gewaltsam angegriffen. Von Oktober 2024 bis Februar 2025 wurden bei Protesten Berichten zufolge fast 400 Menschen getötet. Selma Inocência Marivate hat sich offen gegen die Menschenrechtsverletzungen in diesem Zeitraum ausgesprochen. Ihr Fall ist leider kein Einzelfall. Im Dezember 2024 meldete der mosambikanische Aktivist Wilker Dias ebenfalls einen vermuteten Giftanschlag in Maputo, was durch Laborergebnisse untermauert wurde. Er ist Koordinator der DECIDE-Plattform und war eine Woche lang in die Stadt gereist, um an verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Trotz entsprechender Forderungen wurde der Fall nicht untersucht.
Hintergrund
Nach den Wahlen im Oktober 2024 kam es in Mosambik zu einer Welle von Protesten gegen das umstrittene Wahlergebnis und für weitere sozioökonomische und politische Forderungen. Die Sicherheitskräfte gingen mit rechtswidriger und exzessiver Gewalt gegen die Demonstrierenden vor. Dies führte Berichten zufolge zu fast 400 Toten, und Tausende Menschen wurden verletzt oder willkürlich festgenommen und inhaftiert. Eine Untersuchung von Amnesty International ergab, dass die Sicherheitskräfte gegen internationale Menschenrechtsnormen und -standards verstießen und sowohl Demonstrierende als auch Passant*innen verletzten. Während dieser Zeit und auch danach gerieten insbesondere Oppositionelle und Journalist*innen ins Visier.
Im Januar 2025 fiel der Journalist und Oppositionelle Arlindo Chissale dem Verschwindenlassen zum Opfer. Der 46-Jährige wurde am 7. Jänner zum letzten Mal gesehen, als Zeug*innen seiner Familie berichteten, dass Arlindo Chissaler von Angehörigen der Streit- und Sicherheitskräfte aus einem öffentlichen Kleinbus gezerrt, geschlagen und weggebracht wurde. Amnesty International fordert eine Untersuchung des Vorfalls, doch die Behörden haben bisher nicht auf die Forderung reagiert.
Bitte bis 30. Jänner 2026 unterschreiben.