Aktivist*innen rechnen mit landesweiten Demonstrationen und fordern die Behörden auf, die Konvention, die von 45 Mitgliedsstaaten des Europarates unterzeichnet und von 34 ratifiziert wurde, vollumfänglich umzusetzen. Die Türkei war das erste Land, das die Konvention ratifiziert hat.
"Es ist bittere Ironie, dass die türkischen Behörden erwägen, sich gerade aus der Konvention zurückzuziehen, die den Namen ihrer Stadt mit dem höchsten Kultfaktor trägt", sagte die Frauenrechtsforscherin von Amnesty International, Anna Błuś.
"Diese Diskussion ist zutiefst beunruhigend, da sie zu einer Zeit stattfindet, in der die Covid-19-Maßnahmen, wie z.B. der Lockdown, zu einem massiven Anstieg von Meldungen in Bezug auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen geführt haben. Viele Frauen und Mädchen sind zu Hause mit ihren Tätern eingeschlossen, der Zugang zu Diensten, die ihnen Schutz und Unterstützung bieten könnten, ist erschwert."
Die Istanbul-Konvention ist der erste europäische Vertrag, der speziell auf Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt abzielt. Er wurde im Mai 2011 in Istanbul zur Unterzeichnung aufgelegt und trat im August 2014 in Kraft. Kein Staat hat sich jemals davon zurückgezogen.