Am 10. März 2022 leitete die Polizei ein Strafverfahren gegen Netiporn 'Bung' Sanesangkhom, Nutthanit 'Bai Por' Duangmusitseit und Tantawan 'Tawan' Tuatulanon ein, weil sie am 8. Februar 2022 vor einem Bangkoker Einkaufszentrum die Kund*innen nach ihrer Meinung zu den Verkehrskontrollen gefragt hatten, die anlässlich königlicher Fahrzeugkonvois durchgeführt werden. Sie lud die drei vor, weil sie sich vor Ort geweigert hätten, den Anordnungen von Polizeibeamt*innen Folge zu leisten. Anschließend ließen sie sie gegen Kaution frei. Mitte März beantragte die Polizei beim Strafgerichtshof und beim Strafgericht Süd-Bangkok, die Freilassung aller drei Frauen gegen Kaution wieder aufzuheben. Die drei Frauen wurden in Untersuchungshaft genommen, Tantawan Tuatulanon am 20. April, Netiporn Sanesangkhom und Nutthanit Duangmusit am 3. Mai 2022.
Die thailändische Regierung verweigert der Online-Englischlehrerin Netiporn Sanesangkhom und der Studentin Nutthanit Duangmusit seit ihrer Festnahme am 3. Mai 2022 zum wiederholten Mal das Recht auf Freilassung gegen Kaution. Die beiden Aktivistinnen traten daraufhin am 2. Juni 2022 aus Protest gegen ihre Inhaftierung in den Hungerstreik. Die bereits am 20. April festgenommene Tantawan Tuatulanon wurde zwar nach 36 Tagen Hungerstreik in Haft gegen Kaution freigelassen, sie steht jetzt jedoch unter Hausarrest. Nutthanit 'Bai Por' Duangmusit hat durch die Inhaftierung Prüfungen an der Universität verpasst. Den dreien drohen Strafverfahren, u. a. wegen Aufwiegelung und Majestätsbeleidigung, allein deshalb, weil sie friedlich eine Meinungsumfrage in der Öffentlichkeit durchgeführt und ihre eigene Meinung online mit anderen geteilt haben.
Nachdem die drei Frauen, gemeinsam mit anderen, eine Umfrage zu den Verkehrskontrollen im Rahmen königlicher Fahrzeugkonvois durchgeführt hatten, leiteten Regierungsbeamt*innen Strafverfahren wegen Majestätsbeleidigung nach Paragraf 112 des Strafgesetzbuches gegen sie ein. Dieser Paragraf sieht drei bis 15 Jahre Haft für diejenigen vor, die "den König, die Königin, den Thronfolger oder den Regenten verleumden, beleidigen oder bedrohen". Außerdem beschuldigten sie die Frauen nach Paragraf 116 des Strafgesetzbuches. Dieser untersagt es, "Unruhe und Unzufriedenheit im Volk in einer Weise zu stiften, die geeignet ist, Aufruhr im Lande hervorzurufen, oder das Volk zu veranlassen, die Gesetze des Landes zu übertreten" und ahndet dies mit sieben Jahren Haft. Internationale Menschenrechtsexpert*innen haben den thailändischen Behörden empfohlen, diese und andere Gesetze zu ändern oder aufzuheben, um die internationalen Menschenrechtsverpflichtungen Thailands zu erfüllen.
Die Polizei hielt auch Tantawan Tuatulanon zwischen dem 5. und 7. März 2022 in Gewahrsam, weil sie auf Facebook live einen Kommentar über die Verkehrsmaßnahmen der Polizei zur Räumung der Straßen vor dem UN-Hauptquartier in Bangkok sendete, die in Vorbereitung auf die Durchfahrt eines königlichen Fahrzeugkonvois stattfanden. Sie wurde unter der Bedingung gegen Kaution freigelassen, keine Aktivitäten mehr auszuüben, die die Monarchie herabsetzen. Die Polizei leitete auch gegen sie ein Strafverfahren wegen Majestätsbeleidigung sowie wegen des Hochladens von Material in Computersysteme nach den Bestimmungen des Gesetzes über Computerkriminalität ein.