Die gewaltlose politische Gefangene und ehemalige Senatorin Leila de Lima, die seit ihrer Festnahme am 24. Februar 2017 in der Zentrale der philippinischen Nationalpolizei in Haft befindet, gehörte zu den unerschrockensten Kritiker_innen der unter der Regierung von Präsident Duterte begangenen Menschenrechtsverletzungen. In den fünf Jahren seit ihrer Festnahme hat Amnesty International wiederholt darauf hingewiesen, dass die Vorwürfe und Zeugenaussagen gegen sie konstruiert sind.
Am 9. August 2022 wies das Amt des Bürgerbeauftragten die direkten und indirekten Bestechungsvorwürfe gegen Leila de Lima und ihren ehemaligen Assistenten Ronnie Dayan zurück, die 2018 von einer Sonderabteilung desselben Amtes erhoben worden waren. Der Bürgerbeauftragte wies auf Ungereimtheiten in den Zeugenaussagen hin bezüglich der Art und Weise, in der Leila de Lima das angebliche Bestechungsgeld erhalten habe – z. B. was die genauen Teilbeträge und den persönlichen Erhalt der Gelder anging. Hierbei handelt es sich um Vorwürfe, die zusätzlich zu den drogenbezogenen Anklagen erhoben wurden, wegen denen die ehemalige Senatorin seit fünf Jahren vor Gericht steht, und die auf der Anschuldigung beruhen, sie und Ronnie Dayan hätten von dem ehemaligen Belastungszeugen und selbsterklärten Drogenhändler Kerwin Espinosa Geld erhalten und ihm im Gegenzug den Schutz seiner illegalen Aktivitäten versprochen.
Kerwin Espinosa hatte ursprünglich behauptet, er habe Leila de Lima während ihrer Amtszeit als Justizministerin über Ronnie Dayan insgesamt 8 Millionen PHP (etwa 142.000 EUR) an Drogengeldern zukommen lassen. Bei einer Anhörung 2016 im Senat behauptete Kerwin Espinosa, Ronnie Dayan habe ihn 2015 angerufen, um Geld für den Wahlkampf von Senatorin de Lima zu erbitten. Im Gegenzug solle er Schutz angesichts seiner eigenen Verwicklungen in den illegalen Drogenhandel erhalten. In einer eidesstattlichen Erklärung, die dem Justizministerium am 28. April 2022 vorgelegt wurde, widerrief Kerwin Espinosa seine Aussage jedoch.
Rafael Ragos, ein ehemaliger leitender Beamter der Gefängnisbehörde, gab im April 2022 ebenfalls an, der ehemalige Justizminister Vitaliano Aguirre und andere hochrangige Beamt*innen hätten ihn gezwungen, gegen Leila de Lima "Lügen zu fabrizieren". Er hatte zuvor ausgesagt, dass er 2012 bei zwei Gelegenheiten Geld von Häftlingen des Gefängnisses Neu Bilibid an den Wohnsitz von Leila de Lima geliefert habe, als diese noch Justizministerin war. Das Geld sei für ihre Kandidatur als Senatorin gedacht gewesen. Rafael Ragos stand zuvor zusammen mit Leila de Lima und Ronnie Dayan unter Anklage. Die Anklage gegen ihn wurde jedoch fallengelassen, als er sich einverstanden erklärte, als Zeuge gegen sie auszusagen. Vitaliano Aguirre streitet die Vorwürfe ab.
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