Die Arbeitsrechtsaktivistin Sepideh Gholian und ihre Familie werden von Angehörigen des Geheimdienstministeriums und den Gefängnisbehörden der Haftanstalt Shahr-e Rey, in der sie unter sehr schlechten Bedingungen inhaftiert ist, ständig schikaniert und misshandelt.
Am 20. Oktober trat Sepideh Gholian in den Hungerstreik, als sie erfuhr, dass ihre Schwester Samaneh Gholian von Angehörigen des Geheimdienstministeriums willkürlich festgenommen und inhaftiert worden war, nur weil sie Sepideh Gholians Schwester ist. Am 22. Oktober wurde Samaneh Gholian nach stundenlangen intensiven Verhören wieder freigelassen. Am 25. Oktober beendete Sepideh Gholian ihren Hungerstreik, nachdem der Leiter des Gefängnisses Shahr-e Rey sie besucht und ihr anscheinend versprochen hatte, ihre Beschwerden bezüglich der Misshandlung von ihr und ihrer Familie sowie über die schlechten Haftbedingungen aufzunehmen. In dem Gefängnis sind die sanitären Anlagen sehr schlecht, das Wasser ist zu salzig, um es zu trinken, das Essen ist ungenießbar und das Gebäude ist von Ungeziefer befallen. Während ihres Hungerstreiks verlor Sepideh Gholian mehrmals das Bewusstsein, sie hatte Sehschwierigkeiten und sprach undeutlich.
In einer Sprachaufnahme, die sie am 24. Oktober aus dem Gefängnis nach außen bringen konnte, erzählt Sepideh Gholian mit zitternder Stimme und unter Tränen, dass das Gefängnispersonal ihr Leben im Gefängnis „erdrückend“ und „unaushaltbar“ macht, indem es sie ständig drangsaliert, beleidigt und bedroht und sie davon abhält, mit ihren Zellengenossinnen zu sprechen. Ihre Familie wird zudem bei den Gefängnisbesuchen eingeschüchtert und misshandelt. Ebenso klagt sie über die ständige Schikane und Einschüchterung ihrer Familienmitglieder durch Angehörige des Geheimdienstministeriums in Ahvaz. Auf der Sprachaufnahme hört man sie weinen und sagen: „Ich kann das nicht mehr länger ertragen. Ich möchte, dass die Menschen wissen, wie schlecht sie [die Gefängnisbehörden] uns im Gefängnis behandeln. Ich kann nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun kann. Ich möchte, dass eine Delegation der Justiz ins Gefängnis kommt und sich selbst ein Bild davon macht, wie schlecht ich und andere Gefangene hier behandelt werden.
Sepideh Gholian und ihr Arbeitsrechtskollege Esmail Bakhshi sind seit Januar im Gefängnis, weil sie sich an friedlichen Protesten beteiligt haben, und weil sie öffentlich gesagt haben, dass sie nach ihrer ersten Festnahme im November 2018 gefoltert wurden. Aufgrund fadenscheiniger Vorwürfe in Verbindung mit der nationalen Sicherheit wurden im September Sepideh Gholian zu 18 Jahren und Esmail Bakhshi zu dreizehneinhalb Jahren Gefängnis und 74 Stockhieben verurteilt. Wenn das Urteil im Rechtsmittelverfahren aufrechterhalten wird, müssen sie jeweils sieben Jahre ihrer Haftstrafe absitzen.