Sachlage:
Victoria Biran wurde willkürlich festgenommen und gemäß Paragraf 23.34 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten ("Verletzung des Verfahrens zur Organisation oder Durchführung von Massenveranstaltungen") inhaftiert. Die Menschenrechtsverteidigerin war am 26. September auf dem Weg zur Frauendemonstration in Minsk, als sie von maskierten Bereitschaftspolizist*innen festgenommen wurde. Es ist davon auszugehen, dass sie ins Visier der Polizei geriet, weil sie eine Regenbogenfahne trug. Später sagte ein Polizeibeamter per Videoschaltung als "Zeuge" vor Gericht gegen Victoria Biran aus. Dabei gab er seinen Namen nicht preis und versteckte sein Gesicht hinter einer schwarzen Maske. Victoria Biran wurde zu 15 Tagen Verwaltungshaft verurteilt, obwohl sie keine Straftat begangen hat. Vielmehr versuchte sie nur, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung auszuüben. Victoria Biran ist in der Haftanstalt in der Akrestina-Straße inhaftiert, die zum Synonym für Folter und andere Misshandlungen – einschließlich sexualisierter Gewalt – geworden ist. Da davon auszugehen ist, dass sie als LGBT+-Aktivistin ins Visier der Polizei geriet, besteht Anlass zu großer Sorge, dass auch sie in der Haft misshandelt wird.
Victoria Biran ist eine gewaltlose politische Gefangene, die allein wegen der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte ihrer Freiheit beraubt wurde. Ihr Fall steht für Tausende weitere Personen, die in den letzten Wochen in Belarus inhaftiert wurden.