Die Journalistin Sophia Huang Xueqin war an mehreren #MeToo-Kampagnen beteiligt, um Überlebenden von sexualisierter Gewalt und Schikane Hilfe und Unterstützung zu bieten. Sie war bereits zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 inhaftiert und angeklagt worden, nachdem sie über die Massenproteste 2019 in Hongkong geschrieben hatte. Damals wurde ihr vorgeworfen, "Streit angefangen und Ärger provoziert zu haben".
Der Arbeitsrechtsaktivist Wang Jianbing (von seinen Freund*innen auch "Pancake" genannt) hat Menschen mit Behinderungen und Arbeiter*innen mit Berufskrankheiten Rechtshilfe geleistet. Er ist außerdem ein prominenter Unterstützer der #MeToo-Bewegung in China.
Sophia Huang Xueqin und Wang Jianbing wurden am 19. September in der chinesischen Stadt Guangzhou festgenommen. Sophia Huang Xueqin hatte China eigentlich am nächsten Tag verlassen wollen, um an der Universität Sussex in Großbritannien ein Masterstudium zu absolvieren. Die Familien von Sophia Huang Xueqin und Wang Jianbing wurden erst im Oktober 2021 über ihre Inhaftierung benachrichtigt, mehr als einen Monat nach ihrer Festnahme. Es wird davon ausgegangen, dass beide vor ihrer offiziellen Inhaftierung in der Haftanstalt Nr. 1 in Guangzhou mehr als sechs Monate der "Überwachung an einem dafür vorgesehenen Ort" ausgesetzt waren, ohne Zugang zu ihren Familien oder einem Rechtsbeistand ihrer Wahl. Ihre Inhaftierung steht vermutlich im Zusammenhang mit den wöchentlichen Zusammenkünften, die Wang Jianbing in seinem Haus veranstaltet hat. Diese Treffen hatten bereits seit fast einem Jahr stattgefunden, als es zur Festnahme kam. Bei diesen Treffen wurde über Probleme diskutiert, mit denen Aktivist*innen angesichts des zunehmenden Drucks auf die chinesische Zivilgesellschaft konfrontiert sind.
Nach ihrer Festnahme wurden die Wohnungen von Wang Jianbing und Sophia Huang Xueqin von der Polizei durchsucht. Dabei nahmen die Behörden mehrere Gegenstände mit, darunter auch das Tagebuch von Sophia Huang Xueqin. Berichten zufolge verschaffte sich die Polizei auch Zugang zu Wang Jianbings Facebook-Konto. Mehr als 40 Aktivist*innen wurden nach der Festnahme von Wang Jianbing und Sophia Huang Xueqin von der Polizei befragt.
Die "Überwachung an einem dafür vorgesehenen Ort" ist eine Maßnahme, mit der strafrechtliche Ermittler*innen Personen unter bestimmten Umständen für bis zu sechs Monate außerhalb des formellen Haftsystems festhalten können. Dies kann unter bestimmten Umständen einer Form der geheimen Haft ohne Kontakt zur Außenwelt gleichkommen. Wenn Inhaftierte unter dieser Form der "Überwachung" keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand ihrer Wahl, ihren Familien und allen anderen Menschen außerhalb der Haft haben, sind sie erhöhter Gefahr ausgesetzt, gefoltert oder anderweitig misshandelt zu werden. Diese Art der Haft wird benutzt, um die Aktivitäten von Menschenrechtsverteidiger*innen, darunter Rechtsbeistände, Aktivist*innen und Religionsausübende, einzuschränken. Menschenrechtsverteidiger*innen und andere Aktivist*innen sind weiterhin systematischer Überwachung, Schikane, Einschüchterung, Festnahme und Inhaftierung ausgesetzt.
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