
Saudi-Arabien: Ausbeutung beim Bau der Metro in Riad
20. November 2025Arbeitsmigranten, die am Bau der U-Bahn in Riad beteiligt waren, wurden über ein Jahrzehnt hinweg massiv ausgebeutet. Ein neuer Amnesty-Bericht dokumentiert illegale Vermittlungsgebühren, extrem lange Arbeitszeiten, gefährliche Hitze und diskriminierende Niedriglöhne.
"Die U-Bahn in Riad wird als Rückgrat des Transportsystems gepriesen, doch hinter der glänzenden Fassade versteckt sich ein Jahrzehnt der Menschenrechtsverletzungen", sagt Marta Schaaf, Direktorin für Klima, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International. "Nach der Zahlung exorbitanter Vermittlungsgebühren mussten diese Arbeiter endlose Stunden für einen mageren Lohn arbeiten".
Der Bericht "Nobody wants to work in these situations: A decade of exploitation on the Riyadh Metro project" dokumentiert gravierende Arbeitsrechtsverstöße bei dem angeblichen Vorzeigeprojekt. Die neu eröffnete U-Bahn in Riad wurde von internationalen und saudischen Firmen unter Leitung der Regierung gebaut.
Amnesty sprach mit 38 Männern aus Bangladesch, Indien und Nepal, die zwischen 2014 und 2025 beim Bau der Metro beschäftigt waren. Fast alle mussten vor der Abreise zwischen 700 und 3500 US-Dollar zahlen – trotz saudischem Verbot. Viele verschuldeten sich stark.
Die meisten arbeiteten über 60 Stunden pro Woche für weniger als zwei US-Dollar pro Stunde, oft bei Temperaturen über 40 °C. "Wenn ich bei extremer Hitze arbeite, ist es, als wäre ich in der Hölle", sagt Indra aus Nepal: "Niemand arbeitet freiwillig unter solchen Bedingungen. Aber was soll ich machen? In Nepal war ich arbeitslos. Ich bin hergekommen, um meine Familie zu unterstützen. Also muss ich bereit sein zu leiden."
Viele Arbeiter berichteten auch von anderen Menschenrechtsverletzungen, darunter der Beschlagnahmung ihrer Pässe, überbelegten und unhygienischen Unterkünften, schlechtem Essen und einer diskriminierenden Behandlung je nach beruflicher Stellung.
Die Amnesty-Recherche zeigt gravierende Versäumnisse der saudischen Regierung und hohe Risiken im Bausektor. Trotz Reformen besteht das Kafala-System fort, der Arbeitsschutz wird kaum durchgesetzt. Unternehmen müssen von sich aus Menschenrechtsrisiken erkennen und Massnahmen ergreifen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte eine Tätigkeit in Saudi-Arabien überdenken.
"Unternehmen, die in Saudi-Arabien tätig sind, müssen diese Ergebnisse als Warnung verstehen: Eine umfassende Sorgfaltspflicht ist keine Option, sondern eine Verpflichtung", so Schaaf. Saudi-Arabien plant weitere Megaprojekte wie die Fussball-WM 2034. Ohne Reformen droht die Fortsetzung systematischer Menschenrechtsverletzungen.