Bild: Eine ältere Frau mit ihren Enkelkindern im Flüchtlingslager für intern Vertriebene. © The Walking Paradox / Amnesty International
"Boko Haram (...) fragte, warum ich dablieb, während doch alle anderen wegliefen... Ich sagte ihnen, es sei mein Haus, und ich hätte keine Angst vor dem Tod. Darauf sagten einige, statt mich zu töten, würden sie mir Schmerzen bereiten. Sie holten ein Messer heraus und stachen mir in den Fuss, womit sie eine große Wunde hinterließen", erzählt eine 80-jährige Frau aus einem Dorf im Kommunalverwaltungsbezirk Michika (LGA) im Bundesstaat Adamawa.
Am 28. November 2020 tötete Boko Haram mindestens 43 Landarbeiter in der Nähe des Dorfes Koshebe im Bundesstaat Borno, meist mit Macheten oder Messern; Dutzende weitere Zivilpersonen aus der Gegend werden weiterhin vermisst. Amnesty International sprach auch mit einem 65-jährigen Landarbeiter, der von Boko Haram gefangen genommen wurde, den sie aber wieder freiließen – nachdem sie zwei seiner Söhne getötet hatten. Fünf Jahre zuvor hatte Boko Haram bereits einen weiteren seiner Söhne ermordet, während eines Angriffs, der seine Familie zur Flucht aus ihrem Dorf zwang.
Der Diebstahl von Ernten und Vieh und die strengen Zugangsbeschränkungen zu Hilfsgütern haben zu einer extremen Ernährungsunsicherheit für ältere Menschen geführt. Amnesty International erhielt Berichte, dass viele Menschen an Hunger sterben. Im September 2020 wies der Uno-Generalsekretär darauf hin, dass der Nordosten Nigerias von einer Hungersnot bedroht sei.
ZUM BERICHT
Bezogen auf den Nordosten Nigerias bezeichnet Amnesty International Menschen, die über 50 Jahre alt sind, als "ältere Personen". Für diesen Bericht sprach Amnesty International mit 62 älteren Frauen und 71 älteren Männern, die vom Konflikt mit Boko Haram betroffen sind. Amnesty befragte auch Vertreter*innen internationaler und lokaler humanitärer Organisationen, die im Nordosten Nigerias tätig sind, sowie Zeug*innen von Gräueltaten an älteren Menschen. Außerdem wurde Krankenhauspersonal und Gefängnispersonal befragt.