Warum erhalten die Kinder keine kindgerechte Betreuung?
Derzeit gibt es zu wenig Plätze in den Betreuungseinrichtungen der Bundesländer. Denn die dafür von der Bundesregierung bereitgestellten Mittel sind viel zu niedrig. Dadurch weigern sich die Bundesländer, die Verantwortung für diese Kinder zu übernehmen, und stellen zu wenig Quartiere zur Verfügung.
Die Betreuungseinrichtungen werden über sogenannte Tagsätze finanziert. Diese sind derzeit für unbegleitete geflüchtete Kinder (umF) zu niedrig. Der Tagsatz für unbegleitete geflüchtete Kinder liegt bei maximal 95 Euro pro Kind. Zum Vergleich: Für österreichische fremduntergebrachte Kinder liegt er bei durchschnittlich 170 Euro pro Kind. Die letzte Anhebung der umF-Tagsätze war im Jahr 2016. Eine kostendeckende Finanzierung von Betreuungseinrichtungen ist dadurch schwierig bis unmöglich.
Im Herbst 2022 wurde von der österreichischen Bundesregierung die Einführung eines “transparenten Realkostenmodells” angekündigt, bei dem die tatsächlichen Kosten der Betreuungseinrichtungen abgedeckt und eine den Bedürfnissen entsprechende Betreuung sichergestellt werden soll. Auch die Bundesländer haben einer Ressourcenerhöhung für unbegleitete geflüchtete Kinder grundsätzlich zugestimmt.
Am 12. Dezember 2023 haben die österreichische Bundesregierung und das Land Wien das "transparente Realkostenmodell" beschlossen. Das Finanzierungsmodell ermöglicht, dass die tatsächlichen Kosten der Betreuungseinrichtungen abgedeckt werden und somit eine bessere Betreuung von unbegleiteten geflüchteten Kinder gewährleistet werden kann.
Außerhalb Wiens ist eine kostendeckende Finanzierung von Betreuungseinrichtungen zurzeit nur durch die zusätzliche Verwendung von Spendengeldern möglich. Viele Einrichtungen sind von der Schließung bedroht. Schließungen würden bedeuten, dass noch mehr unbegleitete geflüchtete Kinder in ungeeigneten, nicht kindgerechten Bundesbetreuungseinrichtungen untergebracht werden müssten.