Das bezieht sich sowohl auf Österreich als auch für Großbritannien. Das Versagen des Staates lässt sich da wie dort in Zahlen ablesen: Laut Statistik Austria waren im Jahr 2020 knapp 20.000 Menschen hierzulande als wohnungs- und obdachlos registriert – und die Dunkelziffer ist um einiges höher, denn die Statistik erfasst bei weitem nicht alle Formen der Wohnungslosigkeit. Auf der Insel sind die Zahlen relativ gesehen noch höher: 270.000 sind laut offiziellen Regierungsstatistiken von Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Großbritannien bedroht – damit ist der Anteil gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl knapp doppelt so hoch wie in Österreich.
Laut den Berichten von Amnesty International haben in beiden Ländern Maßnahmen der jeweiligen Regierungen dazu geführt, dass Tausenden von Menschen das Recht auf Wohnen verwehrt wird. In Österreich ist die Wohnungslosenhilfe ein regelrechter Fleckerlteppich, und es gleicht einer Lotterie, ob Betroffene Zugang dazu haben. Auch führen laut Amnesty eine Reihe an strukturellen Faktoren in Österreich zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit. In England ist es nicht besser: Betroffene müssten ein „absolutes Hindernisrennen“ absolvieren, um eine Anspruchsberechtigung auf Wohnhilfe zu haben – und zwar ganz bewusst, da es in Großbritannien einfach nicht genügend Wohnraum für den ständig wachsenden Bedarf gibt. Auch bestimmte Einwanderungsbeschränkungen führen dazu, dass die Menschen, die am schutzbedürftigsten sind, am wenigsten mit Unterstützung rechnen können.
Umfrage: „Selbst schuld“?
Nach neuesten Umfragen ist mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Großbritannien der Meinung, dass am ehesten individuelle Umstände wie Beziehungsprobleme oder eine Suchterkrankung dafür verantwortlich sind, dass Menschen wohnungs- oder obdachlos werden.