Aufgrund mangelnden Vertrauens in die Behörden wenden sich Betroffene aber oft an NGOs. „Nichtregierungsorganisationen übernehmen die Rolle des Staates, Anlaufstelle für solche Beschwerden zu sein“, beschrieb Anyanwu. In Richtung Hermann Greylinger, Vorsitzender der FSG Polizeigewerkschaft, betonte sie: „Es ist schwierig auf so einem Podium zu sitzen, wenn man hört, dass es rassistische Gewalt angeblich gar nicht gibt.”
Positives Fehlermanagement derzeit nicht vorgesehen
Der Angesprochene stellte klar, dass es ihm „um Vertrauen in die Polizei geht, nicht um pauschale Vorverurteilungen“ und verwehrte sich im Rahmen der Podiumsdiskussion dem Vorwurf, das Problem von Polizeigewalt und deren fehlende Aufklärung sei struktureller Natur. Greylinger kritisierte in erster Linie das System des Innenministeriums, das derzeit kein positives Fehlermanagement vorsieht: „Ich appelliere an Regierung und NGOs, eine Lösung zu finden, die wirklich für alle passen. Menschenrechte gelten für alle, auch für Polizist*innen.“ Und weiter: „Wir alle sind zu einem Dialog aufgerufen, der sich deutlich von dem unterscheidet, was gerade im öffentlichen Diskurs passiert.“
Meldestelle: Nicht nur strafrechtliche relevante Vorfälle müssen untersucht werden
„Not every cop is a bastard” stellt Stephanie Krisper, Abgeordnete der NEOS im Nationalrat und NEOS-Sprecherin für Inneres, klar. Es ginge aber darum Einzelfälle, die passieren, wirksam zu untersuchen und gegebenenfalls strafrechtlich zu sanktionieren. „Wir sprechen von einer Meldestelle. Es braucht eine Anlaufstelle, bei der man sich melden kann, wenn man sich unrecht behandelt fühlt.” Derzeit erlebe man ein regelrechtes Mauern, sobald Fälle von Polizeigewalt öffentlich thematisiert werden. „Damit ist aber das Ansehen des Amtes gefährdet”, so Krisper. Sie kritisierte, dass sich die Verurteilungsrate von Polizist*innen im Fall von Polizeigewalt im Promillebereich abspielt. „Da stimmt systemisch etwas nicht”, so die Meinung von Krisper.
Ermittlungsstelle im Innenministerium – aber unabhängig in ihren Kompetenzen
Georg Bürstmayr, Polizeisprecher der Grünen und einziger Regierungsvertreter in der Runde – nachdem Vertreter vom Innenministerium und von der ÖVP der Einladung von Amnesty International nicht gefolgt sind – betonte, dass die Verhandlungen für die Errichtung der geforderten Ermittlungsstelle schon recht weit sind: „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir das heuer zusammen bringen.” Weitgehend klar schien bereits zu sein, dass die Stelle im Innenministerium angesiedelt werden sollte – wobei Bürstmayr nichtsdestotrotz die notwendige Unabhängigkeit gewährleistet sieht: Es brauche ja eine Stelle mit polizeilichen Ermittlungsbefugnissen, sonst sei es eine zahnlose Meldestelle.