Systematische Ausbeutung
„Bei den Missbräuchen, die wir in der Palmölproduktion in Indonesien aufgedeckt haben, handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um systematische und vorhersehbare Folgen der Geschäftspolitik von Wilmar", sagte Meghna Abraham.
In Gesprächen mit 120 Arbeiterinnen und Arbeitern auf Palmölplantagen von zwei Tochterfirmen von Wilmar und drei Zulieferern auf Kalimantan und Sumatra (Indonesien) deckt Amnesty zahlreiche Formen der Ausbeutung auf:
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Die Firmen setzen den Arbeitern extrem hohe Zielvorgaben, die sie dazu zwingen, sehr lange Arbeitsstunden zu leisten und ihre Kinder auf die Plantage mitzunehmen, die bei der Arbeit mithelfen.
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Bereits im Alter von 8 bis 14 Jahren leisten Kinder gefährliche und körperlich harte Arbeit. Einige der Kinder müssen die Schule abbrechen, um ihren Eltern auf den Plantagen zu helfen.
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Frauen wird gedroht, ihr Lohn werde unter das gesetzliche Minimum gekürzt, wenn sie nicht Überstunden arbeiten. In extremen Fällen erhalten die Frauen nur 2.50 US-Dollar am Tag. Ohne jeglichen Arbeitsschutz und ohne Gesundheits- oder Altersvorsorge.
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Arbeiterinnen und Arbeiter leiden unter schweren Verletzungen durch Paraquat, einem hochgiftigen Herbizid, das trotz eines Verbots der EU und von Wilmar selbst weiterhin auf den Plantagen eingesetzt wird. Auch während der Waldbrände von August bis Oktober 2015 mussten die Arbeiterinnen und Arbeiter im Freien arbeiten, obwohl die Luftverschmutzung gesundheitsgefährdend war.
„Etwas läuft schief, wenn neun Firmen mit einem Gesamtumsatz von 325 Milliarden Dollar im Jahr 2015, unfähig sind, etwas gegen die grauenhafte Behandlung von Arbeiterinnen und Arbeitern zu tun, die für einen Hungerlohn auf Palmöl-Plantagen arbeiten“, so Abraham.
Etikettenschwindel „nachhaltiges Palmöl“
Wilmar räumt ein, dass es in seinen Geschäftstätigkeiten Probleme bei den Arbeitsbedingungen gibt. Trotz der Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern wurden drei von fünf der untersuchten Palmölproduzenten vom „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO) zertifiziert. Der RSPO wurde 2004 nach einer Reihe von Umweltskandalen eingeführt, um den Palmölsektor „sauberer“ zu machen.
Mit Hilfe von Exportdaten und Informationen von Wilmar hat Amnesty International das Palmöl von den Plantagen bis zu den Abnehmerinnen, neun global tätige Nahrungsmittel- und Haushaltsmittelkonzerne, verfolgt. Sieben der neun Firmen bestätigten, dass sie Palmöl von Wilmar in Indonesien beziehen – aber nur zwei (Kellogg’s und Reckitt Benckiser) waren bereit zu sagen, welche ihrer Produkte konkret betroffen sind.