Die meisten entführten Mädchen wurden anschließend zwangsverheiratet.
Die Mädchen wurden dann als „Ehefrauen“ missbraucht, von ihren „Ehemännern“ sexualisiert versklavt und mussten ihnen in häuslicher Knechtschaft dienen. Mindestens 33 Überlebende von Zwangsehen berichteten Amnesty International, dass ihre „Ehemänner“ sie vergewaltigt hätten.
Insgesamt 28 Befragte gaben an, nach Vergewaltigungen schwanger geworden und Kinder geboren zu haben. Mindestens 20 von ihnen waren selbst noch Kinder, als sie ihr Kind zur Welt brachten.
Bestrafungen und Selbstmordattentate
Alle Entführten wurde gezwungen, unter strengen Regeln zu leben, und ihre Bewegungsfreiheit war stark eingeschränkt. Jeder tatsächliche oder vermeintliche Verstoß gegen diese Regeln wurde mit körperlicher Bestrafung und manchmal auch mit längerem Einsperren geahndet.
Boko Haram nahm öffentliche Bestrafungen vor, um Angst zu verbreiten. Mindestens 31 befragte Mädchen wurden gezwungen, Bestrafungen wie Auspeitschungen, Amputationen und Enthauptungen mitanzusehen.
Boko Haram setzte auch in großem Umfang Mädchen als Selbstmordattentäterinnen ein. Zwischen Mitte 2014 und 2019 waren die meisten Selbstmordattentäter*innen von Boko Haram weiblich.
Menschenrechtsverletzungen in rechtswidriger Haft
Fast 50 Mädchen und jüngere Frauen berichteten Amnesty International, dass sie ihr Leben und das Leben ihrer Kinder riskierten, um Boko Haram zu entfliehen. Einige wurden vom nigerianischen Militär oder von Mitgliedern der Civilian Joint Task Force (CJTF), einer staatlich unterstützten Miliz, befreit, die viele von ihnen später jedoch rechtswidrig festnahmen. Während des gesamten Konflikts hat das nigerianische Militär Tausende von Kindern willkürlich über längere Zeiträume inhaftiert.
31 Mädchen und junge Frauen gaben an, dass sie zwischen 2015 und Mitte 2023 zwischen einigen Tagen und fast vier Jahren rechtswidrig in Militärgewahrsam gehalten wurden, in der Regel wegen ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Verbindung zu Boko Haram. Einige sagten, die Soldaten hätten sie beleidigt, sie „Boko-Haram-Frauen“ genannt und sie beschuldigt, für Tötungen verantwortlich zu sein. Mehrere berichteten von Schlägen oder entsetzlichen Haftbedingungen, die Folter oder andere Misshandlungen darstellten.
NV* war etwa 20 Jahre alt, als sie nach acht Jahren Gefangenschaft durch Boko Haram im Jahr 2021 entkam. Sie wurde vom nigerianischen Militär in Madagali im Bundesstaat Adamawa rund zwei Monate lang rechtswidrig festgehalten. Sie sagte: