„Sie haben uns kaltblütig umgebracht“
Eine Frau berichtete Amnesty International, dass ihre beiden Brüder und ihr Neffe zusammen mit vier weiteren Männern, die bei ihnen wohnten, am 16. Juli gegen 17:30 Uhr in einem Haus in der Nähe des staatlichen Krankenhauses hingerichtet worden waren.
Sie und andere Familien hätten eigentlich geglaubt, als Zivilpersonen sicher zu sein. „Stattdessen haben sie uns kaltblütig umgebracht“, sagte sie. Sie beschrieb, dass sie den ganzen Tag lang gesehen hatten, wie Panzer in der Nachbarschaft hin und her fuhren, bevor drei bewaffnete Männer in beigefarbenen Militäruniformen an ihre Tür klopften: „Einer von ihnen sagte, wir seien sicher und sollten die Tür öffnen. Mein Bruder hat sofort die Tür geöffnet ... und sie hereingebeten ... Sie haben das Haus durchsucht. Sie brachten alle Männer zu einem in Bau befindlichen Gebäude nebenan ... Dann hörte ich die Schüsse. Ich habe von der Tür aus herübergeschaut. Ich habe zwei der Soldaten gesehen, den dritten konnte ich nicht sehen ...“
Sie sagte, einer der Soldaten habe sie gesehen und in ihre Richtung geschossen. Die Männer kamen an dem Abend nicht mehr zurück: „Am nächsten Tag, als die Regierungstruppen weg waren, wurden wir durch Schreie geweckt. Unsere Nachbarn hatten die Männer tot in dem unfertigen Gebäude nebenan gefunden.“
Am gleichen Tag, dem 16. Juli, erschossen Männer in Militäruniformen in einem Wohnhaus am Tishreen-Platz einen 70-jährigen Mann in einem Rollstuhl mit zwei seiner Angehörigen, wie eine Person aus dem engsten Familienkreis berichtete.
Am 15. Juli erzählte ein Vater, der angesichts der Berichte über die Hinrichtung drusischer Männer beschlossen hatte, mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, dass seine drei Söhne und drei Neffen an einem mit zwei Männern in schwarzen Uniformen bemannten Kontrollpunkt erschossen wurden. Er und seine Frauen seien mit ihrem Wagen vorausgefahren, während ihr Sohn ihnen in einem anderen Auto mit seinen zwei Brüdern und drei Cousins gefolgt sei.
Er sagte: „Die Sicherheitskräfte fragten mich, ob das Fahrzeug hinter mir zu mir gehören würde. Ich sagte ja. Die beiden gingen dann zum Auto meines Sohnes. Ich habe sie über den Rückspiegel beobachtet. Ich sah, wie mein Sohn sie anlächelte und salam aleikum [Der Friede sei mit euch] sagte. Eine der beiden Sicherheitskräfte trat einen Schritt zurück, grüßte ebenfalls und fing plötzlich an zu schießen – einfach so. Dann begann auch der zweite Beamte zu schießen. Am schlimmsten war es für mich, sehen zu müssen, wie der Körper meines Sohnes im Kugelhagel zuckte.“
Amnesty International hat Bilder vom Ort des Geschehens überprüft. Sie zeigen ein Auto mit zerbrochenen Fenstern und mindestens 60 Einschusslöchern, die aus zwei verschiedenen Winkeln abgefeuert wurden.