Stellungnahmen des israelischen Militärs bestätigen Zerstörung ziviler Objekte
Das Crisis Evidence Lab von Amnesty International stützte sich bei der Untersuchung der Schäden und Quantifizierung der schwer beschädigten bzw. zerstörten Gebäude auf eine Fülle von Beweisen – darunter 77 verifizierte Videos und Fotos sowie Satellitenbilder. In den Videos ist u. a. zu sehen, wie israelische Streitkräfte Sprengsätze in Wohnhäusern legen, Straßen und Fußballplätze aufbaggern und Parks und religiöse Stätten dem Erdboden gleichmachen. In einigen Fällen filmten sich Soldat*innen dabei, wie sie die Zerstörung mit Gesang und Jubel feiern.
Um eine Zeitleiste zu erstellen und eine Kontextanalyse vorzunehmen, prüfte das Crisis Evidence Lab zudem Stellungnahmen des israelischen Militärs und der Hisbollah auf ihren jeweiligen offiziellen Kanälen und analysierte Nachrichtenberichte sowie Informationen anderer Organisationen. Amnesty International sprach darüber hinaus mit elf Bewohner*innen von Ortschaften an der südlibanesischen Grenze.
Das israelische Militär gab an, dass zivile Objekte in manchen Fällen zerstört wurden, um zukünftige Angriffe zu verhindern, und dass einige dieser Gebäude in der Vergangenheit von Hisbollah-Kämpfer*innen genutzt worden seien, als Waffenlager fungierten oder sich über Tunneln befanden. Nach Ansicht von Amnesty International erfüllt die großflächige Zerstörung ziviler Objekte mit dem Ziel, eine gegnerische Partei an zukünftigen Angriffen zu hindern, nicht das Kriterium einer zwingenden militärischen Notwendigkeit nach dem humanitären Völkerrecht. Die vorherige Nutzung eines zivilen Gebäudes durch eine Konfliktpartei macht es nicht automatisch zu einem militärischen Ziel.
Amnesty International wandte sich am 27. Juni 2025 an die israelischen Behörden, um Fragen zu der Verwüstung zu stellen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts lag noch keine Antwort vor.
Großflächige verwüstung entlang der Grenze zu Israel
Als das israelische Militär am 1. Oktober 2024 seine Bodeninvasion im Libanon begann, hieß es, man würde „auf der Grundlage präziser Informationen lokal begrenzte, eingeschränkte und gezielte Angriffe auf Ziele und Infrastruktur der terroristischen Hisbollah“ vornehmen. Die Recherchen von Amnesty International zeigen hingegen großflächige Verwüstung entlang der 120 Kilometer langen Grenze zu Israel auf.