Überlebende schwer verletzt, verstümmelt und traumatisiert
So gut wie alle der 15 Überlebenden, mit denen Amnesty International gesprochen hat, haben eigenen Angaben zufolge geschlafen, als sie zwischen 4 und 4.30 Uhr morgens eine Explosion in der Nähe hörten. Es handelte sich dabei höchstwahrscheinlich um einen US-Luftangriff auf ein anderes Gebäude, das sich ebenfalls auf dem Gelände des Saada-Gefängnisses befand.
Aus Satellitenaufnahmen geht hervor, dass ein Gebäude, das etwa 180 Meter von der Hafteinrichtung für Migrant*innen entfernt lag, am selben Tag getroffen und zerstört wurde. In ihrer Antwort an Amnesty International erklärten die Huthi, dass es sich dabei um ein Gefängnisverwaltungsgebäude gehandelt habe.
Die Überlebenden gaben an, angsterfüllt aufgewacht und zum Tor der Haftanstalt gerannt zu sein. Sie riefen um Hilfe, hämmerten gegen das Tor und baten die Wärter*innen, sie herauszulassen, damit sie sich in Sicherheit bringen könnten. Die Wärter*innen öffneten die Tore nicht und gaben stattdessen Warnschüsse ab. Wenige Minuten später erschütterte ein zweiter US-Luftangriff das Gebäude, in dem die Migrant*innen untergebracht waren.
In ihrer Antwort an Amnesty International gaben die De-facto-Behörden der Huthi an, dass sich zum Zeitpunkt des Luftschlags 117 Menschen aus Afrika in der Einrichtung befunden hatten, von denen 61 getötet und 56 verletzt wurden. Sie machten zudem geltend, dass es „keine nachweisbaren Fälle gab, in denen Gefängniswärter*innen Inhaftierte daran hinderten, aus dem Zielgebiet zu fliehen oder einen sicheren Ort aufzusuchen“, gaben aber keine klare Antwort darauf, ob sie diesen speziellen Vorfall untersucht hatten.
Der Luftangriff verursachte schwere zivile Schäden mit verheerenden und langfristigen Folgen. Von den 15 Überlebenden, mit denen Amnesty International gesprochen hat, erlitten 14 schwere Verletzungen mit lebenslangen Folgen, darunter der Verlust von Gliedmaßen, schwere Nervenschäden sowie Kopf-, Wirbelsäulen- und Brustkorbverletzungen. Zwei der 15 Migrant*innen mussten die Beine amputiert werden, einer Person wurde die Hand amputiert, und ein Mann verlor ein Auge.
Ein 20-jähriger Überlebender, Hagos*, verlor ein Bein und kam erst Tage nach dem Angriff im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein. Er beschrieb seinen Schmerz so: