Schädliche Auswirkungen von Einzelhaft werden ausgenutzt
Die ernstzunehmenden psychologischen und physiologischen Auswirkungen von Einzelhaft – auch nur einzelner Tage – unter isolierten Bedingungen sind gut dokumentiert. Sie kann zu Schlaflosigkeit, Verwirrung, Halluzinationen und Psychosen sowie zu anderen gesundheitlichen Problemen führen. Darüber hinaus ist die Suizid- und Selbstverletzungsrate bei Personen, die ihre Untersuchungshaft in Isolation verbringen müssen, in den ersten zwei Wochen höher. Die Risiken für die Gesundheit der Inhaftierten steigen mit jedem zusätzlichen Tag, den sie in Einzelhaft verbringen müssen. Die Rechtsbeistände von Personen in Einzelhaft erklärten gegenüber Amnesty International, dass die schädlichen Auswirkungen auf ihre Mandant*innen nicht zu übersehen seien: „Es ist offensichtlich, dass die Polizei noch immer die schädlichen Auswirkungen, die diese Form der Isolation auf Inhaftierte hat, ausnutzt, um die von ihnen gewünschten Ergebnisse zu erzielen.“
Hintergrund
Der berüchtigte Fall von Guðmundur und Geirfinnur, bei dem 1974 zwei Männer im Abstand von mehreren Monaten verschwunden waren, führte zu jahrelangen Ermittlungen und Wiederaufnahmen, bevor schließlich sechs Personen ein Geständnis ablegten und des Mordes an den beiden für schuldig befunden wurden. Alle Verurteilten waren zuvor für eine längere Zeit in Isolation gehalten, unter Druck gesetzt und in einigen Fällen sogar misshandelt worden. Fünf der sechs Personen wurden schließlich 2018 freigesprochen. 2022 entschuldigte sich die Premierministerin persönlich bei der sechsten Person für die Behandlung, die sie erfahren hatte.
Aus dem aktuellen Amnesty-Bericht geht hervor, dass das große Unrecht, das diese sechs Personen erfahren hatten, zwar eine Wende Islands weg von übermäßig langen Einzelhaftzeiten eingeleitet hatte, dass sich aber noch nicht genug geändert hat und noch immer Rechte von Menschen verletzt werden.