Reiche Länder haben zusammen mehr als die Hälfte des globalen Impfstoffvorrats aufgekauft, obwohl sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. In diesen Ländern wurden bereits mehr als 60 Prozent aller aktuell verfügbaren globalen Impfstoffdosen verabreicht, während in mehr als 100 Ländern noch keine einzige Impfung durchgeführt wurde.
Keine faire Dosis: 60 Prozent Impfdosen für nur 16 Prozent der Weltbevölkerung
Unternehmen wie AstraZeneca, Moderna und Pfizer BioNTech wurden Steuergelder in Milliardenhöhe zur Verfügung gestellt, um Impfstoffe zu entwickeln und zu produzieren. Dennoch weigern sich diese und andere Firmen, ihre Forschungserkenntnisse und ihr technisches Wissen zu teilen. Das bedeutet, dass andere Pharmaunternehmen dieses Wissen nicht nützen können, um die Produktion ihrer eigenen Impfstoffe voranzutreiben. Damit würde das Angebot steigen und ermöglicht, dass sich auch ärmere Länder die Impfungen leisten könnten.
„Wer Zugriff auf Corona-Impfstoffe hat, wann und zu welchem Preis – das sind die wichtigsten und umstrittensten Fragen, vor denen die ganze Welt aktuell steht. Doch die Antworten werden derzeit durch die Interessen von mächtigen Staaten und Unternehmen diktiert“, sagt Stephen Cockburn.
Weitergabe von Know-How und Technologie
Im Mai 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen gemeinsamen Technologie-Pool geschaffen: C-TAP (Covid-19 Technology Access Pool). So können Unternehmen Daten und Wissen austauschen, um anderen potenziellen Herstellern die Nutzung der entsprechenden Technologien und damit die Produktion des Impfstoffs zu ermöglichen. Ziel ist es, den Zugang zu Impfstoffen für alle Menschen schneller zu ermöglichen. Bisher ist jedoch noch kein einziges Pharmaunternehmen C-TAP beigetreten.
Darüber hinaus müssen auch Regierungen ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen und einen bei der Welthandelsorganisation eingereichten Antrag auf Aussetzung bestimmter Vorgaben des TRIPS-Abkommens unterstützen. Beim TRIPS-Abkommen handelt es sich um ein globales Übereinkommen, das geistige Eigentumsrechte regelt. Mit dem sogenannten TRIPS Waiver soll der Patentschutz auf alle medizinisch notwendigen Produkte zur Eindämmung von COVID-19 für die Zeit der Pandemie ausgesetzt werden, damit mehr Unternehmen zusätzliche COVID-19 Impfstoffe produzieren können. Dieser Antrag wird von den meisten Ländern ärmeren Einkommen unterstützt, während er von den reichen Ländern abgelehnt wird.