Fabrikschornsteine rauchen und der Himmel ist von dichten Schwaden erfüllt. Ein Sinnbild für die Umweltprobleme durch Verschmutzung von Luft und Atmosphäre. © AFP Getty Images
Fabrikschornsteine rauchen und der Himmel ist von dichten Schwaden erfüllt. Ein Sinnbild für die Umweltprobleme durch Verschmutzung von Luft und Atmosphäre. © AFP Getty Images
presse

COP30: Menschen, statt Profit und Macht müssen im Mittelpunkt der Verhandlungen des UN-Klimagipfels stehen

5. November 2025

Klimaverteidiger*innen aus Brasilien, Ecuador, Paraguay und Peru mit Amnesty auf der COP30. Amnesty fordert Regierungen dazu auf, sich Trumps Klimablockade zu widersetzen.  

Die Staats- und Regierungschefs auf der COP30 müssen die Menschen statt Profit und Macht in den Mittelpunkt der Verhandlungen stellen. Sie müssen sich verpflichten, den Schutz der Aktivist*innen zu gewährleisten und ihre Forderung nach entschlossener Klimapolitik ernst zu nehmen. Unsere Erde braucht dringend ein vollständiges, schnelles, gerechtes und finanziell abgesichertes Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe. Es braucht zudem einen gerechten Übergang zu nachhaltiger Energie für alle und in allen Bereichen. Das hält Amnesty International im Vorfeld des jährlichen UN-Klimagipfels in Brasilien fest.  

Die globale Klimakrise ist die größte Bedrohung für unseren Planeten und erfordert eine angemessene Reaktion. Die Auswirkungen der Klimakrise nehmen weltweit zu. Wir stehen vor immer häufigeren und schwereren Stürmen, Waldbränden, Dürren und Überschwemmungen sowie einem Anstieg des Meeresspiegels, der einige kleine Inselstaaten zerstören wird.

Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International

“Die COP30 in Brasilien bietet eine Gelegenheit für kollektiven Widerstand gegen diejenigen, die versuchen, jahrelange Verpflichtungen und Bemühungen, die globale Erwärmung unter 1,5°C zu halten, rückgängig zu machen. Die Tatsache, dass der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre im vergangenen Jahr um einen Rekordwert gestiegen ist, sollte dazu führen, dass bei der COP30 für die Staats- und Regierungschefs der Welt Alarmglocken läuten.  

Amnesty International fordert die Regierungen auf, sich der Leugnung der sich verschärfenden Klimakrise durch die Trump-Regierung zu widersetzen und stattdessen eine echte Führungsrolle im Klimaschutz zu übernehmen. Angesichts der Ablehnung der Wissenschaft durch Präsident Trump und der verstärkten Lobbyarbeit für fossile Brennstoffe müssen die Staats- und Regierungschefs der Welt ihre Anstrengungen verdoppeln, um dringende Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen - mit oder ohne den USA. Sie müssen sich gegen Versuche wehren, die Finanzierung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien einzuschränken und sich den Mobbing-Bemühungen der USA und anderer widersetzen, die Politik und Vorschriften zur Bekämpfung der Klimakrise zu schwächen.   

Die Menschheit kann gewinnen, wenn sich die Staaten auf der COP30 zu einem vollständigen, schnellen, fairen und finanzierten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und einem gerechten Übergang zu nachhaltiger Energie für alle und in allen Sektoren verpflichten. Das wurde kürzlich durch das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs bestätigt. Diese Verpflichtungen müssen mit einer deutlichen Finanzspritze für den Klimaschutz in Form von Zuschüssen - und nicht von Krediten - einhergehen aus Staaten, die am meisten für Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Es ist wichtig, dass Staaten Maßnahmen ergreifen müssen, um Umweltschützer*innen und Klimaakvtivist*innen zu schützen. Nur so lässt sich Klimagerechtigkeit erreichen und die Menschenrechte von Milliarden Menschen wahren,“ so Agnès Callamard weiter.

Brasilien wird vom 10. bis 21. November in Belém die 30. Konferenz der Vertragsparteien (COP30) des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) ausrichten. Mehr als 190 Vertragsparteien des Pariser Abkommens werden Themen wie die Aufstockung der Klimafinanzierung, insbesondere für Anpassungsmaßnahmen, nationale Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen,  die Art und Weise und den Zeitpunkt des Übergangs weg von fossilen Brennstoffen wie auf der COP28 vereinbart und Maßnahmen zur Verringerung von Klimaschäden und zur Bewältigung unvermeidbarer Verluste und Schäden in einkommensschwächeren Ländern, die die Hauptlast der Klimakrise tragen,obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben, diskutieren. 

Menschen im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung behalten 

Amnesty International ist der Ansicht, dass ein schneller und gerechter Übergang die Menschen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, in den Mittelpunkt aller Entscheidungen stellen muss, um Klimagerechtigkeit zu erreichen. In diesem Jahr wird sich Amnesty International mit Umweltaktivist*innen zusammenschließen, die häufig ihr Leben riskieren, um die Menschenrechte zu verteidigen. Klimaverteidiger*innen aus ganz Brasilien, Ecuador, Paraguay und Peru - einige der gefährlichsten Regionen der Welt, um die Umwelt und das Klima zu schützen - werden die Amnesty-Delegation zur COP30 begleiten. Zu den Aktivist*innen gehören Vertreter*innen von Avá Guaraní Paranaense, Guerreras por la Amazonía, Movement of Working Children and Adolescents (MANTHOC), National Organization of Andean and Amazonian Indigenous Women of Peru (ONAMIAP), Rede Vozes Negras Pelo Clima und Union of People Affected by Texaco.

Auf der ganzen Welt sehen wir alarmierende Hinweise darauf, dass der zivilgesellschaftliche Raum für Klimaaktivismus schrumpft, was sich auch im zum Schweigen bringen von Verteidiger*innen innerhalb des UNFCCC widerspiegelt. Zu viele Verteidiger*innen können aufgrund von Verfolgung wegen ihres Einsatzes für Menschenrechte nicht an der COP30 teilnehmen. Wir erwarten, dass die COP 30 eine starke Botschaft in Bezug auf die Rolle derjenigen, die an vorderster Front des Klimaaktivismus stehen, und die Notwendigkeit, sie zu schützen, vermitteln wird.

Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International

Amnesty International fordert die COP30-Delegierten auf: 

  • Mit einem klaren Plan und Zeitplan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen abzuschließen, das völlig unzureichende 300 Milliarden US-Dollar-Klimafinanzierungsziel (beschlossen auf der COP29) einzuhalten und die Bereitstellung öffentlicher Zuschüsse zu erhöhen. Der Plan muss auch sicherstellen, dass internationale Investitionen in Projekte fließen, die tatsächlich zur Bewältigung der Klimakrise beitragen und nicht in riskante und unbewiesene Technologien wie „direct air capture“ oder solar- und meeresbezogene Geoengineering-Verfahren, die Menschenrechte gefährden und den dringenden Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verzögern könnten.   

     

  • Staaten mit hohem Einkommen und hohen Emissionen, insbesondere jene, die historisch die größte Verantwortung für die Klimakrise tragen, müssen ermutigt werden, neue und zusätzliche Beiträge an den Fonds zu leisten, um auf Verluste und Schäden zu reagieren und das Ausmaß des Bedarfs zu decken. Darüber hinaus muss der Verwaltungsrat des Fonds seine Arbeit transparent, inklusiv und rechenschaftspflichtig gestalten und gleichzeitig den direkten Zugang zu Finanzmitteln für betroffene Gemeinschaften ermöglichen und sich vor unangemessenem Einfluss aus der Privatwirtschaft schützen.  

Durch seine COP30-Präsidentschaft sollte Brasilien eine Führungsrolle übernehmen, indem es die Anerkennung, den Schutz und die sinnvolle Beteiligung von Klimaverteidiger*innen in multilateralen Entscheidungsprozessen stärkt und Initiativen wie das Leaders-Netzwerk für Umweltaktivist*innen (LEAD) unterstützt, das auf der COP30 offiziell ins Leben gerufen wird. Sie sollte auch zur Einführung eines neuen Belém-Aktionsmechanismus für einen globalen gerechten Übergang (BAM) führen, der von mehreren Beobachter-Wahlkreisen vorgeschlagen wurde. Im Inland sollte sie den geplanten Ausbau fossiler Brennstoffprojekte stoppen und klären, wann und wie sie die gesamte Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe einstellen wird.   

Im krassen Gegensatz zu dem, was Präsident Trump glauben machen möchte, ist eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe für das Überleben der Menschheit entscheidend. Wir dürfen keine weiteren Gelegenheiten verpassen: Die Teilnehmenden auf der COP30 müssen sicherstellen, dass sie alle Klimaentscheidungen in Belém und darüber hinaus auf Basis ihrer Menschenrechtsverpflichtungen treffen.

Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International