Jede Form der Ausgrenzung oder Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität oder des Geschlechtsausdrucks ist inakzeptabel und verstößt gegen die Grundsätze der Gleichheit und der Menschenrechte. Aussagen, die Kinderbuchlesungen von Drag Queens – bei denen es um Geschichten über Vielfalt und über das Anderssein geht – mit Sexualisierung von Kindern in Verbindung bringen, verstärken lediglich schädliche Stereotype und Vorurteile, die LGBTQIA+ Personen diskriminieren. Wer von Indoktrinierung von Kindern durch Drag-Kinderbuchlesungen spricht, hat schlicht nicht zugehört. Was ist die Kunstform Drag, was macht eine Drag Queen oder ein Drag Artist wirklich? Du weißt es nicht? Kein Wunder. Wer in den letzten Wochen die Debatte verfolgt hat, hat vermutlich kaum dazugelernt. Denn worum es ging, war nicht mehr Verständnis für eine Kunstform – sondern dumpfe Angstmache, die alte ausgrenzende Narrative wiederkäute.
Hört zu! Solidarisiert euch! Werdet Allies!
Wenn in Österreich Drag Artists angegriffen werden, steht dies symptomatisch für den langen Weg, der vor uns liegt. Überall auf der Welt werden Menschen dafür verfolgt, wen sie lieben, wie sie sich kleiden, und letztlich dafür, wer sie sind. In noch immer viel zu vielen Fällen werden LGBTQIA+ Personen auf der Straße belästigt, verhöhnt, verprügelt und manchmal sogar getötet. Und in viel zu vielen Ländern gilt die Todesstrafe auf „gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen“.
Doch der Hass kann nur bestehen, wenn echter Dialog verhindert wird. Sobald wir aufeinander zugehen, zuhören und verstehen, wird Hass und Hetze der Wind aus den Segeln genommen. Es ist daher an uns allen, nicht nur mit LGBTQIA+ Personen und ihren Allies ein Fest zu feiern (das auch!) – sondern auch, zuzuhören, nicht vorzuverurteilen und Solidarität zu leben, indem wir Pride auch als Protestform verstehen.
Wir alle haben etwas davon. Denn es sind meist Menschen, die Diskriminierung erleben oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden sollen, die im Mittelpunkt von Protestbewegungen stehen und dafür sorgen, dass unsere Welt gerechter und gleichberechtigter wird. Gleichzeitig sind sie die Hauptleidtragenden von Angriffen jener Menschen, die durch Proteste und Aktivismus ihre Kontrolle bedroht sehen – wie Angriffe und Repressionen gegen die Pride und andere Protestaktionen der LGBTQIA+ Community nicht nur in der Türkei, Polen oder der Slowakei, sondern eben leider auch in Österreich zeigen. Es ist dem Engagement und dem Mut derjenigen zu verdanken, die ihr Recht auf Protest trotzdem wahrnehmen, dass eine gerechtere und freiere Welt für uns alle möglich ist. Das hat auch die Pride gezeigt, die 1969 als Protestform startete und einen Wendepunkt bei der Erkämpfung der Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans, queeren, intergeschlechtlichen, agendered und asexuellen Personen darstellt.
Gemeinsam müssen wir also das Recht auf Protest schützen, wo immer es eingeschränkt wird, wann immer es in Gefahr ist. Das gilt 2023 leider noch immer für die Pride.
Lasst uns also am 17. Juni eine große Party, die Vielfalt und das Leben feiern – aber lasst uns gleichzeitig auch wachsam bleiben. Vergessen wir nicht, jenen Menschen zuzuhören, die in unserer Gesellschaft noch immer mit Vorurteilen und Ausgrenzung konfrontiert werden. Und kämpfen wir Seite an Seite für Menschenrechte und gegen Diskriminierung. Protect the pride!