Die Befragung zu sozialen Krisenfolgen der Statistik Austria zeichnet ein besorgniserregendes Bild. Sie zeigt deutlich, dass immer mehr Menschen in Österreich Gefahr laufen, sich kein sicheres Zuhause mehr leisten zu können. Politische Entscheidungsträger*innen aus Bund und Ländern müssen jetzt dringend handeln und unser Recht auf Wohnen besser schützen.
Laut Befragung der Statistik Austria, durchgeführt im dritten Quartal 2022, sind für 22% der Befragten die Wohnkosten eine schwere Belastung. Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, in den vergangenen zwölf Monaten Einkommensverluste erlitten zu haben. Das sind hochgerechnet 2,3 Millionen Menschen in Österreich. 30% der 16- bis 69-Jährigen erwarteten innerhalb der kommenden drei Monate Zahlungsschwierigkeiten bei der Begleichung ihrer Wohnkosten.
Wohnkostenbelastung steigt insbesondere bei vulnerablen Gruppen
Die Befragung der Statistik Austria beschäftigt sich insbesondere mit der Situation von Personen mit Risikofaktoren. Dazu zählen Menschen mit geringem Haushaltseinkommen, Menschen in von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten, Alleinerziehende und deren Kinder sowie Personen in Mehrkind-Haushalten. Die letzte veröffentlichte Befragung im dritten Quartal 2022 zeigt auf: Bei all diesen vulnerablen Gruppen – ausgenommen Personen aus Mehrkind-Haushalten – hat die subjektive Wohnkostenbelastung im Vergleich zu den Befragungen in den vorangegangenen Quartalen nochmals deutlich zugenommen.
Almosen
Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben – dazu gehört leistbarer und sicherer Wohnraum. Aktuell ist es jedoch so: Wohnen wird als Luxusgut oder gar Investitionsmöglichkeit betrachtet; die Unterstützung bei Wohnungs- und Obdachlosigkeit hingegen als Almosen, worauf Menschen nur unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch haben. Beides ist falsch und muss dringend geändert werden. Denn Wohnen ist ein Menschenrecht, zu dessen Achtung, Schutz und Erfüllung sich Österreich völkerrechtlich verpflichtet hat. Allerdings fehlt der politische Wille, dies vollständig umzusetzen und nachhaltige Konzepte auf den Tisch zu legen, um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu bekämpfen. Und das, obwohl sich die Regierung in der Erklärung von Lissabon 2021 öffentlich dazu bekannt hat, Obdachlosigkeit in Österreich bis zum Jahr 2030 zu beenden. Ein Ziel, dass angesichts der Ergebnisse der jüngsten Statistik-Austria-Befragung umso drängender und wichtiger ist.