Ein Gericht in Istanbul hat entschieden, den Ehrenvorsitzenden der türkischen Amnesty-Sektion weiter in Untersuchungshaft zu behalten. Taner Kılıç sitzt seit mehr als einem Jahr aufgrund absurder Vorwürfe und ohne Beweise in Untersuchungshaft.
„Die herzzerreißende Entscheidung, unseren Kollegen im Gefängnis zu behalten, ist ein weiterer Hohn für die Gerechtigkeit“, sagte Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International, und weiter:
„Nach mehr als einem Jahr Abwesenheit von seiner Familie und ohne einen Funken glaubwürdiger Beweise, die die absurden Anschuldigungen gegen ihn belegen, entbehrt seine grausame und langwierige Inhaftierung jeder Logik.
„Anfang dieses Monats wurde ein langerwarteter Polizeibericht vorgelegt, der zeigt: Es gibt keine Beweise dafür, dass Taner jemals die Messenger-App ByLock auf seinem Handy hatte. Damit widerlegt der Bericht die zentrale Anklage gegen ihn. Ein zweiter Polizeibericht bestätigte, dass es keine Spur von Bylock auf Taners Telefon gab.
„Das hätte zu seiner sofortigen und bedingungslosen Freilassung führen sollen. Aber anstatt ihr lang ersehntes glückliches Wiedersehen zu feiern, mussten seine Frau und seine Töchter ertragen, dass Taner weggeführt wurde, zurück in die überfüllte Zelle, wo er mehr als ein Jahr seines Lebens verbracht hat.
„Die Situation von Taner steht symbolisch für das, was heute in der Türkei geschieht. Viele Menschenrechtsverteidiger*innen sitzen entweder im Gefängnis oder leben in ständiger Angst vor Verhaftung oder Verfolgung. Wir werden weiterhin unermüdlich für Taner, die Istanbul 10 und all jene kämpfen, die unschuldig inhaftiert wurden.“
Die nächste Anhörung ist für den 7. November geplant.