Lange Haftstrafen
Am 25. April wurde Osman Kavala wegen „versuchtem Sturz der Regierung“ zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Strafverfolgungsbehörden führten an, dass der Menschenrechtsverteidiger die friedlichen Gezi-Park-Proteste 2013 mitorganisiert habe, legten jedoch keinerlei Nachweise für diese Argumentation vor. Er befindet sich bereits seit November 2017 in Haft.
Die sieben Mitangeklagten von Osman Kavala – die Architektin Mücella Yapıcı, der Städteplaner Tayfun Kahraman, der Anwalt Can Atalay, die Dokumentarfilmerin Mine Özerden, die Filmproduzentin Çiğdem Mater, der Hochschulleiter Hakan Altınay und der Universitätsgründer Yiğit Ekmekçi – wurden für schuldig befunden, Osman Kavala geholfen zu haben. Sie wurden zu jeweils 18 Jahren Gefängnis verurteilt.
Sechs von ihnen wurden sofort in Gewahrsam genommen; für Yiğit Ekmekçi wurde ein Haftbefehl ausgestellt.
Kurz vor der Anerkennung der sieben Inhaftierten als gewaltlose politische Gefangene erhielten sie Besuch von einer Amnesty-Delegation unter Leitung von Kerem Dikmen, der als Anwalt arbeitet und Vorstandssprecher von Amnesty International in der Türkei ist.
„Die schockierend ungerechte Behandlung der im Gezi-Prozess Verurteilten zeigt einmal mehr auf, dass das türkische Justizsystem als repressives Instrument eingesetzt wird, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen“, sagt Agnès Callamard und sagt weiter: „Jeder weitere Tag, den die sieben Menschenrechtsverteidiger*innen hinter Gittern verbringen, ist ein schwerer Schlag gegen Gerechtigkeit und Menschenrechte – Grundsätze, die der türkische Staat laut Eigenverpflichtung aufrechterhalten möchte und dennoch regelmäßig verletzt. Die im Gezi-Prozess Verurteilten sind gewaltlose politische Gefangene und müssen umgehend und bedingungslos freigelassen werden.“
Wer sind die sieben gewaltlosen politischen Gefangenen?