10 absurde Gründe, warum die "Istanbul 10" seit Monaten im Gefängnis sitzen
Vor über 100 Tagen stürmten türkische Sicherheitskräfte einen Trainingsworkshop zum Thema Menschenrechte und nahmen 10 bekannte Aktivist*innen fest. Der Großteil der Gruppe – auch bekannt als die „Istanbul 10“ – wird nun in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis festgehalten.
Diese Woche reichte die Staatsanwaltschaft eine Klage gegen die Gruppe ein – sie betrifft einen deutschen und einen schwedischen Trainer sowie den Direktor von Amnesty International Türkei. Darin wird für die Aktivisten*innen eine 15-jährige Haftstrafe wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung gefordert.
Die Anschuldigungen und Gründe für ihre fortgesetzte Inhaftierung könnten absurder nicht sein. Wir haben 10 davon gesammelt.
Ein „geheimes Treffen“
Die türkische Staatsanwaltschaft versucht das Treffen als eine undurchsichtige Verabredung von Verschwörer*innen darzustellen, die planten, „Chaos in der Gesellschaft“ anzurichten. Das entspricht aber absolut nicht der Wahrheit:
1. Es handelte sich nicht um ein geheimes Treffen. Zahlreiche Mitglieder vieler anderer Organisationen waren eingeladen.
2. Das Treffen wurde in einem verglasten Gebäude abgehalten, wo die Teilnehmer*innen von außen sichtbar waren. Außerdem stand laut Polizeibericht die Tür des Zimmers, wo sich die Teilnehmer*nnen aufhielten, weit offen.
3. Peter Steudtner – einer der Trainer, die an dem Treffen teilnahmen – hatte im deutschen Registrationssystem für Auslandsreisen angegeben, wohin er fahren würde und was er in der Türkei vorhatte. Die türkische Staatsanwaltschaft wertet diese Informationen jedoch als Beweis für eine Verwicklung der deutschen Regierung in die angebliche Verschwörung.
4. Eine der Teilnehmer*innen, Nalan Erkem, postete ein Foto des Hotels auf ihrem Instagram-Profil und kündigte öffentlich an, wo sie sich aufhielt. „Wo übernachtest du?“, fragte darunter eine Freundin. „Im Hotel Ascot“, antwortete Nalan.