Gerechtigkeit für Betroffene nur durch umfassendes, unparteiisches Vorgehen
Wasel Hamideh, dessen Bruder dem Verschwindenlassen zum Opfer fiel, sagte: „Als Verwandte der Verschwundenen fordern wir Gerechtigkeit für alle Betroffenen – ob sie nun ihre Angehörigen durch das Assad-Regime oder durch andere bewaffnete Akteure verloren haben. Nur wenn für Gerechtigkeit gesorgt und die Verantwortlichen auf allen Seiten zur Rechenschaft gezogen werden, können wir sicherstellen, dass sich unsere Qualen nicht wiederholen. Nur so können wir in einem Land leben, das von Rechtsstaatlichkeit geleitet wird.“
In den neun Monaten seit dem Sturz der Assad-Regierung hat Amnesty International Entführungen dokumentiert, ohne dass die Regierung diese Fälle zeitnah, gründlich und unparteiisch untersuchte oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft zog.
„Die syrische Regierung muss auf die Forderungen der betroffenen Familien eingehen und deren Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung priorisieren. Außerdem müssen Geberländer weltweit finanzielle und flächendeckende Unterstützung für Familienverbände und Gruppen von Betroffenen bereitstellen, um dazu beizutragen, dass die Opfer des Verschwindenlassens ihre Rechte im Rahmen eines integrativen Prozesses wahrnehmen können“, sagt Kristine Beckerle weiter.
„Nur mit Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung kann für die Menschen in Syrien langfristig Abhilfe geschaffen werden. Die Regierung muss umgehend alle völkerrechtlichen Verbrechen gründlich, unabhängig, unparteiisch und transparent untersuchen lassen. Sie muss dafür sorgen, dass alle Betroffenen und ihre Familien umfassend, angemessen und wirksam entschädigt werden, unter anderem in Form von Schadensersatz, Rehabilitiation und Garantien der Nichtwiederholung.“