Nach unfairen Scheinprozessen hingerichtet
Am 5. Dezember 2022 verurteilte ein Revolutionsgericht in der Provinz Alborz Mohammad Mehdi Karami und Seyed Mohammad Hosseini in einem äußerst unfairen Scheinprozess zum Tode. Nachdem ein paramilitärischer Basidsch-Milizionär bei einem Protest am 3. November 2022 ums Leben kam, waren die beiden ebenfalls wegen „Verdorbenheit auf Erden“ (ifsad fil-arz) angeklagt worden.
Das Todesurteil erging weniger als eine Woche nach Prozessbeginn am 30. November 2022. Vor dem Prozess wurden ihre erzwungenen „Geständnisse“ in den Staatsmedien ausgestrahlt. Unter Verletzung ihres Rechts auf Unschuldsvermutung wurden sie als „Mörder“ bezeichnet. Beiden Angeklagten wurde der Zugang zu einem Rechtsbeistand ihrer Wahl verweigert.
Seyed Mohammad Hosseini berichtete seinem Rechtsbeistand später, dass die Behörden ihn unter Folter und anderen Misshandlungen zu einem „Geständnis“ gezwungen hatten. Er wurde so lange getreten, bis er das Bewusstsein verlor, ihm wurde mit Eisenstangen auf die Fußsohlen geschlagen und er wurde am ganzen Körper mit Elektroschocks gefoltert.
Die Hinrichtungen von Mohammad Mehdi Karami und Seyed Mohammad Hosseini wurden jeweils im Geheimen und ohne vorherige Benachrichtigung ihrer Rechtsbeistände und Familien vollstreckt – nur zwei Monate nach ihrer Festnahme.
Dutzende Demonstrierende gefährdet
Amnesty International befürchtet, dass zahlreichen weiteren Personen im Zusammenhang mit den Protesten die Todesstrafe droht, da seit deren Ausbruch Tausende von Menschen willkürlich festgenommen und angeklagt wurden.
Zu ihnen gehört auch Mohammad Boroughani, der ebenfalls von einem Revolutionsgericht in Teheran in einem grob unfairen Scheinprozess wegen „Feindschaft zu Gott“(moharebeh) zum Tode verurteilt wurde.
Er soll angeblich eine Machete geschwungen, das Gebäude des Gouverneurs in Brand gesetzt und einen Beamten verletzt haben. Der Oberste Gerichtshof bestätigte am 24. Dezember 2022 auch diesen Schuldspruch und das Todesurteil. Am 11. Januar gab der Direktor für Öffentlichkeitsarbeit des Obersten Gerichtshofs auf Twitter bekannt, dass das Todesurteil gegen Mohammad Boroughani bis zum Ergebnis einer gerichtlichen Überprüfung ausgesetzt worden sei.
Zu den gefährdeten Personen gehören auch Arshia Takdestan, Javad Roohi, Manouchehr Mehman Navaz, Saleh Mirhashemi, Saeed Yaghoubi und Majid Kazemi. Sie alle wurden seit November zum Tode verurteilt.
Zahlreiche weitere Personen stehen derzeit entweder vor Gericht oder sind wegen Straftaten angeklagt, auf die die Todesstrafe steht, darunter Abolfazl Mehri Hossein Hajilou, Mohsen Rezazadeh Gharagholou, Saeed Shirazi, Akbar Ghafari, Toomaj Salehi, Ebrahim Rigi (Riki), Farzad (Farzin) Tahazadeh und Farhad Tahazadeh, Karwan Shahiparvaneh, Reza Eslamdoost, Hajar Hamidi und Shahram Marouf-Mola.
Amnesty International geht Berichten über weitere Personen nach, die im Zusammenhang mit den Protesten zum Tode verurteilt wurden und/oder denen die Todesstrafe droht.
"Die Staaten müssen die universelle Gerichtsbarkeit ausüben. Sie müssen gegen alle Personen strafrechtlich ermitteln, die im begründeten Verdacht stehen, an völkerrechtlichen Verbrechen und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt zu sein. Wenn genügend Beweise vorliegen, müssen sie Haftbefehle erlassen“, sagt Diana Eltahawy, stellvertretende Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika bei Amnesty International .