Ich lebe mittlerweile im Exil in Europa. Meine Hauptbeschäftigung in den letzten Jahren ist, auf die Situation meiner Schwester und aller anderen politischen Gefangenen in Belarus aufmerksam zu machen. Denn diese werden unter katastrophalen Bedingungen festgehalten.
Um Maryia mache ich mir große Sorgen. Seit Anfang 2025 haben wir keine direkten Nachrichten mehr von ihr bekommen. Im Februar 2025 erhielten wir einen kurzen Brief, nur ein paar Sätze, in denen sie schrieb, dass es ihr gut gehe. Doch inwieweit das der Wahrheit entspricht, ist völlig unklar.
WArum wird meiner Schwester dieses Unrecht angetan?
Maryia unterstützte bei den belarusischen Präsidentschaftswahlen 2020 gemeinsam mit Veranika Tsapkala die unabhängige Kandidatin Svyatlana Tsikhanouskaya. Unter dem Regime von Aljaksandr Lukaschenka wurden Veranika und Svyatlana schließlich ins Exil gezwungen und Maryia wurde zur profiliertesten Oppositionsfigur in Belarus.
Am 7. September 2020 wurde sie jedoch von Sicherheitskräften entführt und zur ukrainischen Grenze gebracht. Dort weigerte sie sich, Belarus zu verlassen und zerriss aus Protest ihren Pass. Sie wurde daraufhin inhaftiert und in einem nicht-öffentlichen Verfahren wegen Verbrechen gegen den Staat schuldig gesprochen. Seither befindet sich Maryia in Haft.