2015 beschuldigten die marokkanischen Behörden laut Gerichtsakten Maati Monjib und vier weitere Personen nach Paragraf 206 des Strafgesetzbuchs, „die staatliche Sicherheit durch Propaganda bedroht“ zu haben, die „die Loyalität, welche die Staatsangehörigen ihrem Land und dem marokkanischen Volk schulden, untergräbt.“ Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. Diese Anklage wurde erhoben, nur weil Maati Monjib eine App für Bürgerjournalismus beworben hatte, die die Privatsphäre der Nutzer*innen schützt.
Das Strafverfahren läuft noch. Maati Monjib soll zusätzlich über seinen Mobilfunkanbieter angegriffen worden sein: über diesen Weg können Angreifer*innen Zugang zur Netzwerkverbindung der Zielperson erhalten, um so Webanfragen zu beobachten und sie auf bösartige Virenprogramme umzuleiten. Solche Angriffe erfolgen „unsichtbar“ und hinterlassen keine Spuren.
Die NSO-Gruppe behauptet, dass ihre Technologie lediglich für rechtskonforme Zwecke wie der Bekämpfung von Verbrechen und Terrorismus eingesetzt wird. Die Firma hat kürzlich ihre Menschenrechtsstandards veröffentlicht und behauptet, über Menschenrechtsmechanismen zu verfügen, die den Missbrauch durch Regierungen untersuchen und unterbinden. Doch die mangelnde Transparenz bei Untersuchungen des Missbrauchs ihrer Technologie wirft ernste Fragen zu dieser Behauptung auf.
„Die neuesten Beweise machen ganz klar: NSO kann derzeit nicht verhindern, dass Regierungen ihre Überwachungstechnologie rechtswidrig einsetzen, um gegen die Menschenrechte zu verstoßen“, sagte Danna Ingleton. „Statt Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit NSO-Produkten schönzureden, sollte die Firma dringend wirksame Prozesse zur Wahrung der Sorgfaltspflicht einrichten, damit ihre Spionage-Software nicht weiter missbraucht werden kann.“
Nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sind die NSO-Gruppe und ihr Hauptinvestor, das private Unternehmen Novalpina Capital, verpflichtet, unverzüglich Schritte einzuleiten, um sicherzustellen, dass sie weltweit weder Menschenrechtsverstöße begehen noch zu ihnen beitragen.