Das übermäßig restriktive kasachische Gesetz über öffentliche Versammlungen verbietet praktisch jeden Straßenprotest, es sei denn, er wird von den örtlichen Behörden ausdrücklich genehmigt. Auf der Grundlage dieses Gesetzes müssen Tausende Einwohner*innen Kasachstans, die in den vergangenen Tagen an friedlichen Protesten teilgenommen haben, mit Festnahme und bis zu 15 Tagen Haft oder Geldstrafen rechnen.
„Wir sind äußerst besorgt über die Haftbedingungen und die Gründe für die Festnahme von Tausenden von Menschen. Außerdem werden Personen vermisst, darunter der Journalist Makhambet Abzhan, dessen Verbleib seit dem 6. Januar unbekannt ist“, sagte Marie Struthers.
„Leider sind unfaire Gerichtsverfahren in Kasachstan nach wie vor weit verbreitet, ebenso wie Folter und andere Misshandlungen. Rechtsbeiständen wird oft der Zugang zu ihren Mandant*innen verwehrt und sie werden routinemäßig durch Geheimhaltungsverfügungen mundtot gemacht. Der Anwalt Yubzal Kuspan wurde selbst festgenommen und befindet sich seit zehn Tagen in Haft, nur weil er an einer friedlichen Demonstration teilgenommen hat.“
Wie groß die Gefahr von Folter und anderen Misshandlungen ist, zeigt der Fall von Vikram Ruzakhynov, einem Jazzmusiker aus dem benachbarten Kirgisistan, der in Kasachstan auf Tournee war. Am Sonntag übertrug das kasachische Staatsfernsehen sein Verhör, bei dem ein stark angeschlagener Ruzakhynov „gestand“, von „Fremden“ angeworben worden zu sein, um gegen Geld „an einer Protestkundgebung teilzunehmen“. Ruzakhynov wurde am Montag nach einem diplomatischen Protest aus Kirgisistan freigelassen.
„Alle Personen, die willkürlich inhaftiert wurden, nur weil sie an den Protesten teilgenommen haben, müssen sofort freigelassen werden. Demonstrierende, die beschuldigt werden, international als Straftaten anerkannte Gewalt begangen zu haben, müssen faire Verfahren in Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsnormen erhalten. In der Zwischenzeit müssen alle Berichte über Misshandlungen durch Sicherheitskräfte wirksam untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Marie Struthers.