Polizei bildet eine Verteidigungslinie während eines Aufstands vor dem Gebäude des Repräsentantenhauses in Jakarta © Claudio Pramana / Getty Images
Polizei bildet eine Verteidigungslinie während eines Aufstands vor dem Gebäude des Repräsentantenhauses in Jakarta © Claudio Pramana / Getty Images
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Indonesien: Behörden müssen Todesfälle bei gewaltsamer Unterdrückung von Protesten untersuchen

3. September 2025

Die steigende Anzahl an Todesfällen der Proteste in Jakarta und anderen Regionen in Indonesien ist alarmierend. Indonesische Behörden müssen unverzüglich eine unabhängige und unparteiliche Untersuchung dieser Todesfälle und gewalttätigen Vorfälle sicherstellen.

Hintergrund: Tötung 8 Protestierender, u.A. aufgrund von Tränengaseinsatz

Am 25. August 2025 begannen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta die größten Proteste seit Jahren, die landesweit zu gewaltsamen Repressionen führten. Die Bevölkerung protestiert gegen niedrige Löhne, Steuererhöhungen und die hohen Gehälter der Abgeordneten. Bei den Auseinandersetzungen kamen bereits acht Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.

In Jakarta starb am 28. August ein Motorradtaxifahrer, nachdem er von einem gepanzerten Polizeifahrzeug überfahren worden war, das rücksichtslos in der Nähe von Menschenmengen in Jakarta unterwegs war. Gegen sieben Polizeikräfte wird nun ermittelt.

Einen Tag später wurden drei Beamte und ein Mitglied der Zivilpolizei in der Stadt Makassar in der Provinz Süd-Sulawesi getötet, nachdem Unbekannte nach Zusammenstößen mit der Polizei ein lokales Parlamentsgebäude in Brand gesetzt hatten. In der Stadt Solo in der Provinz Zentraljava starb ein Fahrradrikschafahrer aufgrund der Einwirkung von Tränengas, das die Polizei am 29. August, bei der Konfrontation mit Demonstrant*innen eingesetzt hatte. 

Unter den Protestierenden sind auch Student*innen. In der Stadt Yogyakarta in der Provinz Yogyakarta starb eine Person, nachdem berichtet wurde, dass sie von Polizeikräften geschlagen worden war. Diese hatten am Sonntag, dem 30. August, in der Nähe des Polizeipräsidiums ebenfalls Tränengas gegen Demonstrant*innen eingesetzt.

Niemand sollte sterben, während er sein Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung ausübt.

Montse Ferrer, Regionaldirektorin für Forschung bei Amnesty International

Montse Ferrer, Regionaldirektorin für Forschung bei Amnesty International sagte außerdem: „Die steigende Anzahl an Todesfällen der Proteste in Jakarta und anderen Regionen in Indonesien ist alarmierend. Indonesische Behörden müssen unverzüglich eine unabhängige und unparteiliche Untersuchung dieser Todesfälle und gewalttätigen Vorfälle sicherstellen, darunter auch die Tötung eines Mottoradtaxifahrers, nachdem ein gepanzertes Polizeifahrzeug rücksichtslos in ein belebtes Gebiet gefahren war. Die Behörden müssen dafür sorgen, dass die für diese Todesfälle Verantwortlichen identifiziert und in fairen Verfahren zur Rechenschaft gezogen werden. Trotz des weitgehend friedlichen Charakters der Proteste griff die Polizei in mehreren Städten Indonesiens, darunter Jakarta, wiederholt zu unnötiger und übermäßiger Gewalt, unter anderem durch den unangemessenen und übermäßigen Einsatz von Tränengas, um die Demonstrationen zu unterdrücken. 

Es ist bedauerlich, dass der Chef der Nationalpolizei Beamte angewiesen hat, Gummigeschosse gegen Demonstrant*innen einzusetzen, die das Gelände des Hauptquartiers der Mobilen Brigade der Polizei von Jakarta betreten hatten. Diese Waffen sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, beispielsweise in Situationen gewalttätiger Unruhen, die eine unmittelbare Gefahr für andere darstellen. Darüber hinaus sollten sie nur von entsprechend ausgebildeten Beamten eingesetzt werden und dürfen nicht wahllos in die Menge abgefeuert werden, sondern müssen ausschließlich auf Personen gerichtet sein, die Gewalt gegen andere ausüben, und nur dann, wenn andere Mittel zur Beendigung der Gewalt versagt haben.“

Die indonesische Regierung darf vereinzelte Gewalttaten einiger Demonstranten nicht als Vorwand nutzen, um friedliche Demonstrationen weiter zu unterdrücken. Anstelle einer brutalen Unterdrückung sollten die Behörden das Recht der Menschen auf friedliche Versammlung und freie Meinungsäußerung respektieren, fördern und schützen.

Montse Ferrer, Regionaldirektorin für Forschung bei Amnesty International