Die FIFA hat darauf bestanden, dass die Bewerberländer zivilgesellschaftliche Organisationen, einschließlich Menschenrechtsgruppen, konsultieren, was jedoch nicht geschehen ist. Die FIFA hat bislang nicht auf die Aufforderung von Amnesty International reagiert, mit Berater*innen zu sprechen, die an der menschenrechtsbasierten Bewertung der Bewerbungen beteiligt waren.
Das Versäumnis der FIFA, bei der Vergabe der meisten früheren Weltmeisterschaften die Einhaltung der Menschenrechte zu gewährleisten, hat Menschenrechtsverletzungen Vorschub geleistet. Bei der WM der Männer 2022 in Katar kamen Arbeitsmigrant*innen auf vielfache Art und Weise zu Schaden. Es kam zu Lohnausfällen, schweren Verletzungen und sogar Todesfällen.
Risiken der Bewerbung Marokkos, Portugals und Spaniens für die WM 2030
Die gemeinsame Bewerbung Marokkos, Portugals und Spaniens für die Fußball-WM der Männer 2030, bei der drei Spiele in Argentinien, Paraguay und Uruguay ausgetragen werden, birgt Menschenrechtsrisiken, vor allem in Bezug auf Arbeitsrechte, Diskriminierung, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Polizeigewalt, Privatsphäre und Wohnraum.
In Marokko werden umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich sein, u. a. für ein neues Stadion mit 115.000 Plätzen, aber die geplante Gesetzgebung zur Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz muss noch verabschiedet werden, und Zwangsräumungen sind ein Problem. In den drei vorgeschlagenen Gastgeberländern sind Arbeitsmigrant*innen der Gefahr von Ausbeutung und anderen Menschenrechtsverletzungen, einschließlich Menschenhandel, ausgesetzt. Die Zahl der Arbeitsunfälle in Spanien und Portugal ist höher als im EU-Durchschnitt. Bei der Erweiterung des Camp-Nou-Stadions des FC Barcelona im Jahr 2023 wurden Arbeitsmigrant*innen um ihren Lohn gebracht und Opfer von weiteren Menschenrechtsverstößen.
Die exzessive Anwendung von Polizeigewalt, darunter der Einsatz von Gummigeschossen, ist in allen drei Ländern nachweislich eine Gefahr, sowohl beim Fußball als auch in anderen Zusammenhängen. Die Polizei in Spanien und Portugal sind Gegenstand zahlreicher Beschwerden von Fans aus dem In- und Ausland. Auch das Recht auf Privatsphäre könnte durch invasive Spionageprogramme und biometrische Überwachung, insbesondere in Marokko und Spanien, bedroht sein.
Risiken der Bewerbung Saudi-Arabiens für die WM 2034
Saudi-Arabien weist eine erschreckende Menschenrechtsbilanz auf, und die Bewerbung birgt eine große Bandbreite sehr ernster Gefahren. Das Königreich hat in den letzten Jahren Milliarden für eine Kampagne zur Imageverbesserung ausgegeben und sich dabei stark auf Investitionen in den Sport, einschließlich des Fußballs, gestützt, um von seiner miserablen Menschenrechtsbilanz abzulenken. Und auch der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuchs dürfte viele Menschenrechtsverletzungen weiter gesetzlich verankern.
Die Austragung des Turniers würde ein umfangreiches Bauprogramm erfordern, das die Gefahr von rechtswidrigen Zwangsräumungen erhöht, zu denen es im Rahmen bestehender Bauprojekte gekommen ist, einschließlich Berichten über den Einsatz tödlicher Gewalt bei der Räumung von Siedlungen im Zusammenhang mit dem Bau der Wüstenstadt The Line, einem Teil des NEOM-Städtebauprojekts.
Für den Bau und die Durchführung des Turniers werden wahrscheinlich Hunderttausende von Arbeitskräften benötigt, von denen die meisten ausländische Staatsangehörige sein werden, die bereits jetzt den größten Teil der Arbeitskräfte im privaten Sektor stellen und einem hohen Risiko von Arbeitsrechtsverstößen ausgesetzt sind. Das Kafala-System, das den Aufenthaltsstatus von Arbeitsmigrant*innen rechtlich an eine*n Arbeitgeber*in oder Sponsor*in bindet, gibt den Beschäftigten nur begrenzte Rechtsmittel, wenn sie Lohndiebstahl, Gewalt oder andere Menschenrechtsverletzungen erfahren.
Abhilfemaßnahmen und Empfehlungen
Um Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der FIFA Fußball-WM der Männer 2030 zu verhindern, sind Maßnahmen zur Stärkung der Arbeitsrechte, zur Bekämpfung von Diskriminierung, zum Schutz des Rechts auf Wohnraum und zur Gewährleistung der Meinungsfreiheit erforderlich.
Um Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Bewerbung Saudi-Arabiens für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2034 zu verhindern, wären grundlegendere Reformen erforderlich, einschließlich umfassender Änderungen des Arbeitsrechts zum Schutz der Beschäftigten und der Freilassung von Aktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen, die zu Unrecht in Haft sind.
Zu den wichtigsten Empfehlungen des Berichts gehört, dass die FIFA bei jeder Bewerbung eine wirklich unabhängige Bewertung der Menschenrechtsrisiken vornimmt und verbindliche Zusagen der Gastgeberländer einholt, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Dies muss strenge Systeme zur Überwachung und Durchsetzung ihrer Umsetzung, einschließlich Beschwerdemechanismen und Zugang zu wirksamen Rechtsmitteln, umfassen.
Der Bericht betont, dass die FIFA die Fußball-WM der Männer nicht an Bewerberländer vergeben darf, die die Menschenrechte nicht garantieren, und dass sie jede Vereinbarung über die Ausrichtung des Turniers kündigen muss, wenn die Menschenrechte gefährdet sind oder verletzt werden.