5. Wie steht es mit den Menschenrechten in den VAE? Ist das Land nicht ein führender Produzent fossiler Brennstoffe?
Die miserable Menschenrechtsbilanz der VAE stellt eine Gefahr für den Erfolg des Gipfels dar. Die Zusage, auf der COP28 unterschiedliche Stimmen zuzulassen, ist unzureichend und unterstreicht das normalerweise restriktive Menschenrechtsumfeld in den VAE und die starken Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung. Die Blockade des zivilen Raums und die Möglichkeit digitaler Spionage und Überwachung geben Anlass zur Sorge. Amnesty International hat ein umfassendes Briefing zur Menschenrechtslage in den VAE erstellt. Die COP muss ein Forum sein, in dem das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedlichen Protest gewahrt wird. Die Zivilgesellschaft, indigene Völker und vom Klimawandel betroffene Gruppen müssen offen und ohne Angst teilnehmen können. Emiratis und Menschen aller Nationalitäten müssen in der Lage sein, Staaten, Regierende, Unternehmen und die Politik, auch die der VAE, frei zu kritisieren, damit sie die Politik ohne Einschüchterung mitgestalten können.
Die VAE gehören zu den zehn größten Erdöl-produzierenden Staaten der Welt und sind gegen einen raschen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Die Industrie für fossile Brennstoffe erwirtschaftet enormen Reichtum für relativ wenige Unternehmen und Staaten, die ein ureigenes Interesse daran haben, einen echten Übergang zu erneuerbaren Energien zu blockieren und Gegner*innen zum Schweigen zu bringen.
Den Vorsitz der COP28 hat Sultan Al Jaber inne, der auch Chef des staatlichen Öl- und Gasunternehmens ADNOC der Vereinigten Arabischen Emirate ist, das seine Produktion fossiler Brennstoffe ausbaut. Amnesty International hat Sultan Al Jaber aufgefordert, von ADNOC zurückzutreten, da es sich um einen eklatanten Interessenkonflikt handelt, der den Erfolg der COP28 gefährdet und symptomatisch für den zunehmenden Einfluss ist, den die Lobby der fossilen Brennstoffe auf die Staaten und die COP ausüben kann.
6. Wie kann von Ländern mit weniger Ressourcen erwartet werden, dass sie die Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreichen?
Viele Länder verfügen nicht über ausreichende Ressourcen, um die durch die Erderwärmung verursachten Schäden zu beheben, sich an ihre Auswirkungen anzupassen und die Rechte der Menschen zu schützen. Staaten mit höherem Einkommen sind nach den Menschenrechtsbestimmungen und dem Pariser Abkommen von 2015 verpflichtet, ihnen Unterstützung zu leisten. Im Jahr 2009 versprachen die einkommensstärksten Staaten, die in der Vergangenheit die größten Treibhausgasemittenten waren, bis 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar, um den "Entwicklungsländern" bei der Emissionsreduzierung und der Anpassung an die Klimafolgen zu helfen. Bislang sind sie dieser Finanzierungszusage nicht nachgekommen. Die Einhaltung aller bestehenden Zusagen und die Aufstockung der Mittel für Anpassungs- und Sozialschutzprogramme sind entscheidend für den Schutz der Menschenrechte. Die einkommensstärkeren Staaten hatten sich jahrelang geweigert, für die durch den Klimawandel verursachten Verluste und Schäden in den "Entwicklungsländern" aufzukommen. Doch auf der letztjährigen COP wurde die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden beschlossen („Loss and Damage“). Wie dieser Fonds betrieben und verwaltet werden soll, wird Gegenstand der Verhandlungen auf der diesjährigen Tagung sein.
Einkommensstärkere Staaten können durch ihre Rolle als Gläubiger und Regulatoren sowie durch ihren Einfluss auf die Weltbank im Hinblick auf einen Schuldenerlass oder Darlehen mit weniger strengen Bedingungen dazu beitragen, einen gerechten Übergang zu erneuerbaren Energien weltweit zu beschleunigen.
Amnesty International hat ausführliche Empfehlungen zur COP28 veröffentlicht. Hier findest du weitere Informationen zu unserer Arbeit zum Thema Klimakrise.