Die Aktionen der Jugendlichen gegen den Klimawandel zeigen, dass sie sich schlicht weigern, bei Katastrophen bloß hilflose Opfer darzustellen. Das zeigt uns, dass junge Leute mehr beitragen können, als Erwachsene glauben. Wir leben in unberechenbaren Zeiten, in denen wir uns nicht einmal mehr auf das Wetter verlassen können; überall erleben wir Extreme. Ich bin noch jung und muss mich mit Problemen beschäftigen, die die Erwachsenen von heute nicht kannten, als sie in meinem Alter waren.
Wie hast du dich gefühlt, als du dich zum ersten Mal öffentlich für Klimagerechtigkeit ausgesprochen hast?
Marinel: Ich war sehr nervös und hatte Angst, dass mir das Publikum nicht zuhören würde; ich bin schließlich nur ein Mädchen aus einer abgelegenen Region der Insel Samar, die zu den Philippinen gehört. Meinen Heimatort kennt niemand. Aber es war letztendlich sehr erfüllend, endlich zu sagen, was mir schon so lange auf der Zunge lag. Es hat mein Leben verändert und ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Gefühlen und Gedanken endlich Luft machen konnte.
Wie war es für dich, 2018 in London bei der Veranstaltung zum Thema Klimawandelforschung „Climate Change and Human Rights Inquiry“ als Rednerin teilzunehmen?
Marinel: Es war schlimm, wieder an all die schrecklichen Dinge zu denken, die passiert sind. Ich fragte mich selbst: „Warum müssen wir eigentlich immer und immer wieder unsere tragische Lebensgeschichte auspacken, nur damit die Regierung endlich etwas unternimmt und die Unternehmen die Verantwortung für ihre Emissionen übernehmen? Bieten Studien und die Nachrichten nicht genügend Beweise, die sie veranlassen sollten, sofort aktiv zu werden und ihre Geschäftspraktiken zu ändern?“ Andererseits verstehe ich, dass Menschen die realen Lebensgeschichten hören müssen, die von Klimakatastrophen geprägt sind. Ich bin nur traurig, dass es erst zur Katastrophe kommen muss, bevor jemand ernsthaft etwas unternimmt. Es hat mir aber auch viel gegeben, den Todesopfern, Überlebenden und unserer Community einmal mehr eine Stimme zu verleihen.
Jedes Mal wenn ich vor Menschen spreche, zweifle ich an mir selbst. Was mich aber weitermachen lässt, ist das Wissen, dass ich das für meine Familie, meine Nichten und Neffen und meine zukünftigen Kinder tue. Ich komme zwar allein, vertrete aber eine große Community.
Was wünschst du dir von UnterstützerInnen von Amnesty International und warum?
Marinel: Ich hoffe, dass ich Amnesty-UnterstützerInnen mit meiner Geschichte etwas mitgeben kann und dass sie eine Petition an die philippinische Regierung und ihre eigenen Regierungen senden, damit diese proaktive Maßnahmen setzen. Abseits der Petition wünsche ich mir, dass sie sich in Kampagnen und Projekte einbringen, die sich mit dem Klimawandel befassen, oder auf ähnliche Weise aktiv werden. Denn wir brauchen mehr Menschen, die sich für konkrete Ziele einsetzen. Ich hoffe, diese Petition stellt für sie einen geeigneten Ausgangspunkt dar.
Wie schätzt du den Wert der Arbeit von Amnesty International ein?
Marinel: Amnesty International leistet großartige Arbeit, indem die Organisation sicherstellt, dass die Menschenrechte ALLER in allen Lebensbereichen hochgehalten werden. Ich freue mich, dass Amnesty nun auch zu Klimagerechtigkeit arbeitet, da der Klimawandel eine der größten Bedrohungen für die Menschenrechte darstellt. Ihr macht das wirklich toll!
Ein Interview von Amnesty Australien
Fordere jetzt Unterstützung für Marinels Gemeinde
6 Jahre nach dem Sturm haben viele Menschen in Marinels Dorf noch immer keine adäquaten Unterkünfte. Strom und sauberes Wasser fehlen. Die philippinische Regierung muss ihren Verpflichtungen endlich nachkommen - unterzeichne jetzt den Appell!