Amnesty International zeigt in einem neuen Bericht, dass Sicherheitskräfte in Katar unter Bedingungen arbeiten, die Zwangsarbeit gleichkommen, unter anderem bei Projekten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2022.
Arbeitsmigrant*innen erleiden im privaten Sicherheitssektor Katars schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen, die teilweise Zwangsarbeit darstellen. Betroffen sind unter anderem Unternehmen, die Dienstleistungen für zahlreiche Infrastrukturprojekte erbracht haben, die während der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft im November genutzt werden. Die FIFA muss ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und dafür sorgen, dass Menschenrechtsverletzungen im Sicherheitssektor beseitigt werden, fordert Amnesty International.
Arbeit unter Androhung von Strafe
Für den Bericht ‚They Think that we’re machines‘: Forced labour and other abuses of migrant workers in Qatar’s private security sector sprach Amnesty International mit dem Sicherheitspersonal von acht Firmen. In mindestens sechs dieser Firmen stellte Amnesty International dabei Elemente von Zwangsarbeit fest: So mussten die Arbeiter*innen gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten. Manche von ihnen mussten bis zu 84 Wochenstunden arbeiten – und das unter den Augen der katarischen Regierung. Mindestens drei der Firmen liehen Sicherheitspersonal an WM-Projekte und Veranstaltungen der FIFA aus, auch hier erlitten einige der Arbeiter*innen Zwangsarbeit.
"Die von uns aufgedeckten Missstände lassen sich alle auf das massive Machtgefälle zurückführen, das in Katar nach wie vor zwischen Arbeitgeber*innen und Abreitsmigrant*innen besteht. Das zeigt, dass die Durchsetzung arbeitsrechtlicher Gesetze durch die Behörden noch große Lücken aufweisen. Viele der Arbeiter*innen, mit denen wir sprachen, wussten, dass ihre Arbeitgeber*innen gegen das Gesetz verstoßen, fühlten sich aber machtlos, etwas dagegen zu tun. Körperlich und seelisch völlig erschöpfte Arbeiter*innen erschienen immer wieder zum Dienst, weil ihnen Geldstrafen drohten – oder schlimmer noch, die Kündigung des Arbeitsvertrags oder die Abschiebung", sagt Stephen Cockburn, Leiter der Abteilung wirtschaftliche und soziale Menschenrechte bei Amnesty International.