1988 wurden im Iran Tausende von Gefangenen ohne Verfahren ermordet. Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind im Land nach wie vor ein Tabu. Dies liegt auch daran, dass einige der Verantwortlichen heute höchste Stellen im Regierungs- und Justizapparat besetzen, unter ihnen der Justizminister.
Im neuen Bericht beschreibt Amnesty International, wie 1988 mindestens 5.000 Gefangene gezielt ermordet wurden, um jeden politischen Dissens zu ersticken. In ganz Iran wurden damals Gefangene – mit verbundenen Augen und gefesselt – gruppenweise vor so genannte Todeskommissionen gebracht und im Geheimen exekutiert. Für den Bericht hat Amnesty ausführliche Interviews mit über 100 Angehörigen und überlebenden Gefangenen geführt sowie umfassende Auswertungen von Archivmaterial aller Art vorgenommen.
Vertuschung und Einschüchterung
Der Bericht dokumentiert auch, wie die iranischen Behörden in den vergangenen 30 Jahren versucht haben, die Massaker zu leugnen und vertuschen. Dabei wurden Angehörige mutmaßlicher Opfer drangsaliert und eingeschüchtert sowie Massengräber später zerstört. "Die Tatsache, dass das iranische Regime es den Angehörigen bis heute verwehrt, etwas über das Schicksal der damals Verschwundenen zu erfahren, bringt unfassbares Leid über viele Familien. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit dauern damit bis heute an", sagt Philip Luther, Leiter Recherche und Advocacy für den Nahen Osten bei Amnesty International.