„Ihre Leugnung der Schwere und des Ausmaßes der Gräueltaten bedeutet, dass es wenig Aussicht auf eine Verbesserung der Situation gibt, weder für die Hunderttausenden von geflüchteten Rohingya in Bangladesch, noch für die Hunderttausenden von Rohingya, die im Staat Rakhine verbleiben. Ohne Anerkennung der schrecklichen Verbrechen gegen die Gemeinschaft ist es schwer zu erkennen, wie die Regierung Maßnahmen ergreifen kann, um sie vor zukünftigen Gräueln zu schützen.“
Amnesty International verwies auch auf die Situation in Kachin und den nördlichen Shan-Staaten, wo es Aung San Suu Kyi nicht gelungen ist, ihren Einfluss und ihre moralische Autorität zu nutzen, um Verstöße des Militärs zu verurteilen, auf Rechenschaftspflicht für Kriegsverbrechen zu drängen oder sich für Zivilpersonen ethnischer Minderheiten einzusetzen, die die Hauptleidtragenden der Konflikte sind. Hinzu kommt, dass ihre Zivilregierung den Zugang für humanitäre Hilfe stark eingeschränkt hat, was das Leid von mehr als 100.000 Menschen, die durch die Kämpfe vertrieben wurden, noch verschlimmert hat.
Angriffe auf die Meinungsfreiheit
Trotz der Macht des Militärs gibt es Bereiche, in denen die zivil geführte Regierung über beträchtliche Befugnisse verfügt, Reformen zum besseren Schutz der Menschenrechte einzuleiten, insbesondere in Bezug auf die Meinungs-, Vereinigungs-, und Versammlungsfreiheit. Aber in den zwei Jahren, seit die Regierung von Aung San Suu Kyi die Macht übernommen hat, wurden Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger, friedliche Aktivistinnen und Aktivisten sowie Journalistinnen Journalisten festgenommen und inhaftiert, während andere wegen ihrer Arbeit bedroht, schikaniert und eingeschüchtert wurden.
Die Regierung von Aung San Suu Kyi hat es versäumt, repressive Gesetze aufzuheben – auch solche, die einst dazu dienten, sie selbst und andere, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, in Haft zu nehmen. Stattdessen hat sie sich aktiv für die Anwendung solcher Gesetze eingesetzt, insbesondere für die Entscheidung, zwei Journalisten von Reuters wegen ihrer Recherchen eines militärischen Massakers in Myanmar strafrechtlich zu verfolgen und zu inhaftieren.
Aung San Suu Kyi wurde 2009 zur Botschafterin des Gewissens von Amnesty International ernannt, als Anerkennung für ihren friedlichen und gewaltfreien Kampf für Demokratie und Menschenrechte. Damals befand sie sich unter Hausarrest, aus dem sie heute vor genau acht Jahren entlassen wurde. Als sie die Auszeichnung 2013 endlich entgegennehmen konnte, bat Aung San Suu Kyi Amnesty International, „weder die Augen noch den Verstand von uns abzuwenden und uns zu helfen, das Land zu sein, in dem Hoffnung und Geschichte verschmelzen“.
„Amnesty International hat die Bitte von Aung San Suu Kyi an diesem Tag sehr ernst genommen, weshalb wir von den Menschenrechtsverletzungen in Myanmar nie die Augen abwenden werden“, sagte Kumi Naidoo.
„Wir werden weiterhin für Gerechtigkeit und Menschenrechte in Myanmar kämpfen – mit oder ohne ihre Unterstützung“.