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Iran: Dr. Djalali droht Hinrichtung!

Dr. Ahmadreza Djalali, ein schwedischer Staatsbürger, befindet sich seit 2016 zu Unrecht in Haft. Er wird von den iranischen Behörden als Geisel gehalten und ist in unmittelbarer Gefahr, hingerichtet zu werden. Seine Verfolgung ist die Vergeltung des Iran für die Verurteilung des ehemaligen iranischen Gefängnisbeamten Hamid Nouri in Schweden.

Der in Schweden ansässige Arzt Dr. Ahmadreza Djalali war beruflich im Iran, als er am 26. April 2016 festgenommen wurde. Er verbrachte drei Monate in Einzelhaft, ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand. Während dieser Zeit wurde er gefoltert und anderweitig misshandelt, um ein falsches "Geständnis" zu erzwingen. Im Oktober 2017 wurde Dr. Djalali in einem grob unfairen Verfahren wegen "Verdorbenheit auf Erden" (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt.

Am 14. Juli 2022 wurde der ehemalige iranische Gefängnisbeamte Hamid Nouri in Schweden zu lebenslanger Haft verurteilt. Er stand für seine Beteiligung an den iranischen Gefängnismassakern von 1988 vor Gericht. Im Zuge der Massaker fielen tausende politische Aktivist*innen dem Verschwindenlassen zum Opfer und wurden im Geheimen außergerichtlich hingerichtet.

Ein schwedisches Berufungsgericht bestätigte das Urteil gegen Hamid Nouri am 19. Dezember 2023. Am 20. Dezember veröffentlichten daraufhin die iranischen Behörden ein Propaganda-Video mit Dr. Djalalis falschem "Geständnis", das durch Folter erzwungen wurde. Zudem wurde Dr. Djalali mitgeteilt, dass seine Verurteilung zum Tode bestätigt wurde und seine Hinrichtung unmittelbar bevorstehe.

Die iranischen Behörden spielen grausam mit Dr. Djalalis Leben und versuchen, die schwedische Justiz zu beeinflussen. Dieser Alptraum muss endlich ein Ende haben!

Fordere jetzt seine Freilassung!

Bitte beachten: Allen Personen mit persönlichen Beziehungen in den Iran raten wir, eine Teilnahme zu prüfen. Dieses Schreiben wird mit Vor- und Nachname an den Adressaten im Land gesandt.

Hintergrundinformationen

Dr. Ahmadreza Djalali hielt sich aus beruflichen Gründen im Iran auf, als er am 26. April 2016 festgenommen wurde. Er wurde sieben Monate lang in der dem Geheimdienstministerium unterstehenden Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses festgehalten und verbrachte drei Monate in Einzelhaft und ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand. Seinen Angaben zufolge wurde er während dieser Zeit gefoltert und anderweitig misshandelt: Man habe ihn unter Druck gesetzt, ein "Geständnis" darüber abzulegen, dass er ein Spion sei. Die Behörden hätten ihm gedroht, ihn hinzurichten und seine in Schweden lebenden Kinder sowie seine im Iran lebende Mutter (die 2021 gestorben ist) zu töten oder auf andere Art zu verletzen. Er sei gezwungen worden, "Geständnisse" abzulegen, die auf Video aufgezeichnet wurden und bei denen er Stellungnahmen verlas, die von den Verhörbeamt*innen vorbereitet worden waren. Ahmadreza Djalali weist die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen als von den Behörden konstruiert zurück. Im August 2017 schrieb er einen Brief aus dem Evin-Gefängnis, in dem er angibt, von den iranischen Behörden nur deshalb inhaftiert worden zu sein, weil er sich geweigert habe, seine akademischen Beziehungen zu europäischen Institutionen dafür zu nutzen, für den Iran zu spionieren.

Dr. Ahmadreza Djalali wurde im Oktober 2017 in einem grob unfairen Verfahren vor der Abteilung 15 des Teheraner Revolutionsgerichts wegen "Verdorbenheit auf Erden" (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt. Das Gericht stützte sich dabei hauptsächlich auf "Geständnisse", die laut Ahmadreza Djalali durch Folter und andere Misshandlungen erzwungen worden waren. Er befand sich zu dieser Zeit in verlängerter Einzelhaft und hatte keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Amnesty International vertritt die Auffassung, dass der Straftatbestand der "Verdorbenheit auf Erden" die strafrechtlichen Erfordernisse der Rechtsklarheit und Genauigkeit nicht erfüllt und zudem dem Legalitätsprinzip und dem Grundsatz der Rechtssicherheit zuwiderläuft. Am 9. Dezember 2018 erfuhren die Rechtsbeistände von Ahmadreza Djalali, dass sein Todesurteil vor Abteilung 1 des Obersten Gerichtshofs summarisch bestätigt worden war, ohne dass sie die Möglichkeit hatten, Verteidigungsanträge im Namen ihres Mandanten einzureichen. Mindestens zwei Anträge auf eine gerichtliche Überprüfung seines Falls wurden abgelehnt. Ahmadreza Djalali leidet an mehreren gesundheitlichen Problemen, für die er keine angemessene medizinische Behandlung und Medikation erhält. Er wurde am 21. Januar 2022 wegen seiner chronischen Rückenschmerzen operiert, aber nur einen Tag später wieder ins Gefängnis verlegt, wo er erneut gezwungen ist, auf dem Boden zu schlafen, was zu einer Verschlimmerung der Rückenschmerzen führt.

Im November 2017 forderte die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen den Iran auf, Dr. Ahmadreza Djalali unverzüglich freizulassen und ihm ein einklagbares Recht auf Entschädigung und andere Formen der Wiedergutmachung einzuräumen. Er war ohne Haftbefehl festgenommen worden, wurde erst zehn Monate nach seiner Festnahme angeklagt und war nach Meinung der Arbeitsgruppe "faktisch daran gehindert worden, sein Recht auf Anfechtung der Rechtmäßigkeit seiner Haft auszuüben". Die Arbeitsgruppe ist zudem der Ansicht, dass sein Recht auf ein faires Gerichtsverfahren so schwer verletzt wurde, dass der Freiheitsentzug als willkürlich bezeichnet werden kann.

Am 17. Dezember 2018 wurde das "Geständnis" von Dr. Ahmadreza Djalali von einem staatlichen Fernsehsender ausgestrahlt. In einem aufbereiteten Programm mit dem Namen Axing the Root wurde er als "Spion" dargestellt. Die Sendung war mit dramatischer Musik, Grafiken und Ausschnitten aus internationalen Nachrichtensendungen unterlegt und dazwischen wurden seine auf Video aufgenommenen "Geständnisse" eingestreut. Durch die Erlangung und Ausstrahlung des erzwungenen "Geständnisses" von Ahmadreza Djalali haben die iranischen Behörden gegen die Unschuldsvermutung verstoßen sowie gegen sein Recht, sich nicht selbst belasten zu müssen. Ahmadreza Djalali hat seither bestätigt, dass es sich bei dem ausgestrahlten "Geständnis" um die Angaben handelt, die er unter Zwang gemacht hat und die gefilmt wurden, als er ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand in Einzelhaft gehalten wurde.

Unfaire Verfahren

Amnesty International hat dokumentiert, wie die iranischen Behörden die Standards für ordnungsgemäße Gerichtsverfahren systematisch verletzen – vom Zeitpunkt der Festnahme bis die Angeklagten vor Gericht gestellt werden. Die Betroffenen werden oftmals ohne Haftbefehl festgenommen und an unbekannten Orten ohne Kontakt zu ihren Familien in verlängerter Einzelhaft gehalten. Personen, die im Iran inhaftiert, zu Verhören vorgeladen oder strafrechtlich verfolgt werden, sind oftmals grob unfairen juristischen Verfahren ausgesetzt.

Dies betrifft insbesondere aus politischen Gründen beschuldigte Menschen. Die Strafverfolgungsbehörden sowie Vernehmungsbeamt*innen von Sicherheits- und Geheimdienstinstitutionen, wie dem Geheimdienstministerium, verweigern Inhaftierten systematisch den Zugang zu einem Rechtsbeistand – ab dem Zeitpunkt ihrer Festnahme und während der ganzen Dauer der Ermittlungen. Folter und andere Misshandlungen werden systematisch eingesetzt, insbesondere während der Verhöre. Beispielsweise werden Gefangene in verlängerter Einzelhaft gehalten, geschlagen, ausgepeitscht, an den Gliedmaßen aufgehängt, ihnen werden chemische Substanzen und Elektroschocks verabreicht oder sie erfahren sexualisierte Gewalt.

Amnesty International hat auch dokumentiert, wie Gefängnis- und Strafverfolgungsbehörden Gefangenen absichtlich den Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung verweigern und das Recht auf Leben verletzen, indem sie kranken Gefangenen absichtlich lebensrettende medizinische Versorgung vorenthalten und sich weigern, Todesfälle in der Haft zu untersuchen und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Amnesty International lehnt die Todesstrafe grundsätzlich und ohne Ausnahme ab, ungeachtet der Art und Umstände des Verbrechens, der Schuld oder Unschuld der Person oder der Hinrichtungsmethode. Die Organisation betont seit langem, dass die Todesstrafe das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt.

Musterbrief

Appelle an

Oberste Justizautorität
Gholamhossein Mohseni Ejei
c/o Embassy of Iran to the European Union
Avenue Franklin Roosevelt No. 15
1050 Bruxelles
BELGIEN

Kopien an

Botschaft der Islamischen Republik Iran
Herr Abbas BAGHERPOUR ARDEKANI
Jauresgasse 9
1030 Wien
Fax: (+43 / 1) 713 57 33
E-Mail: public@iranembassy-wien.at

Inhalt

Dear Mr Gholamhossein Mohseni Ejei,

Swedish-Iranian academic Ahmadreza Djalali, who is arbitrarily detained in Tehran’s Evin prison, is at risk of imminent execution. Mounting evidence strongly indicates that the Iranian authorities are committing the crime of hostage-taking against Ahmadreza Djalali, and threatening to execute him in order to compel third parties to swap him for former Iranian officials convicted and/or on trial abroad as well as to refrain from future prosecutions of Iranian officials.

On 19 December 2023, a Swedish appeals court upheld a conviction and life sentence against Hamid Nouri for his role in Iran’s notorious 1988 prison massacres. The next day Iranian state media disseminated a propaganda video containing Djalali’s forced “confessions”, which included a supposed confession of being a spy for Israel. Djalali has repeatedly denied these accusations and said his “confessions” were made under torture and other ill-treatment. The video also included the forced “confessions” of Swedish-Iranian Habib Chaab, whom the Iranian authorities arbitrary executed in secret in May, further raising grave concerns that Djalali is at risk of imminent execution.

On 22 December 2023, an official from the judiciary visited Djalali in prison warning that his conviction and death sentence are “confirmed” and “will soon be implemented”, according to information revealed by Djalali’s family.

Ahmadreza Djalali was arrested in Tehran in April 2016 and sentenced to death for “corruption on earth” (efsad-e fel-arz) in October 2017 after a grossly unfair trial before Branch 15 of the Revolutionary Court in Tehran. The court relied primarily on “confessions” that Ahmadreza Djalali says were obtained under torture and other ill-treatment while he was held in prolonged solitary confinement without access to a lawyer.

I ask you to immediately stop any plans to execute Ahmadreza Djalali, quash his conviction and death sentence, and immediately release him and accord him an enforceable right to compensation, per the recommendation of the UN Working Group on Arbitrary Detention. Pending his release, Ahmadreza Djalali must be provided with adequate medical care and protected from further torture and other ill-treatment. Prompt, independent, effective, and impartial investigations into those suspected of ordering, committing, aiding or abetting unlawful acts against him, including hostage-taking and torture, must be conducted and those suspected of such offences brought to justice in fair trials. I also call on you to establish an official moratorium on executions with a view to abolishing the death penalty.

Yours sincerely,

Fordere jetzt seine Freilassung

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