Und es ist unser aller Verantwortung, dass nicht nur jetzt die Rechte aller gesichert sind, sondern auch die zukünftiger Generationen. Sei es in Österreich, in Europa oder auf der ganzen Welt. Dafür braucht es ein Zusammenspiel zwischen verantwortungsvollen Politiker*innen und einer starken Zivilgesellschaft. Es liegt an jeder und jedem Einzelnen von uns, zu diesem Dialog beizutragen und sich dafür einzusetzen, dass die Rechte aller, auch für die Zukunft, gesichert sind.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass man mit der Verletzung der Würde des Menschen, mit der Ablehnung gegenüber allem „Fremden“, der Einschränkung von Grundrechten und Grundfreiheiten, mit neuen Mauern und alten Nationalismen kein einziges Problem löst. Im Gegenteil: Man schafft neue. Das ist die Erkenntnis aus leidvollen Erfahrungen, insbesondere aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus denen wir unsere Lehren gezogen haben (oder haben sollten).
Die Europäische Menschenrechtskonvention ist eine Antwort auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Sie ist als völkerrechtlicher Vertrag auch europäisches Recht. Die Einhaltung dieses Rechts und unserer gemeinsamen europäischen Werte ist die Voraussetzung für die Bewältigung der vielen neuen Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen.
Nur gemeinsam können wir an einem Europa arbeiten, in dem Menschenrechte, Freiheit und Respekt eine Chance haben, Respekt für Andersdenkende, für Andersliebende, für Andersaussehende, in dem Sicherheit, Wohlstand und sozialer Friede zu Hause sind. Aber wir müssen daran arbeiten.
Menschenrechte, liberale Demokratie und Rechtsstaatlichkeit machen das Wesen unserer Heimat Europa und unserer Heimat Österreich aus. Menschenrechte sind ein Teil des österreichischen Selbstverständnisses. Ohne sie kann es das offene, vielfältige, sichere und schöne Land, in dem wir leben wollen, nicht geben. Diese Rechte müssen freilich jeden Tag neu errungen und gesichert werden.
Dieser Text erschien im Amnesty Magazin 2/2019.