Konntet ihr mit Ahmed während seiner Gefangenschaft Kontakt halten?
Wir durften ihm Briefe schicken. Für ihn war es sehr wichtig, Kontakt zur Außenwelt zu haben. Nicht nur zu seiner Familie oder seiner Partnerin, auch zu Menschen, die ihm erzählten, was draußen passierte. Es dauerte jedoch Monate, bis wir etwas zurückbekamen. Durch diesen Zeitunterschied war es schwierig zu wissen, wie sein aktueller Zustand wirklich war, ob es ihm gut ging oder nicht.
Wie habt ihr es geschafft, euch über diese lange Zeit zu organisieren und nach Rückschlägen motiviert zu bleiben?
Die Ironie dabei war, dass uns der Kreislauf aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit am Laufen hielt. Wann immer es einen Rückschlag gab, tauchte ein neuer Lichtblick auf, ein neuer Prozess oder Menschen, die Hilfe anboten. Wir teilten uns die Aufgaben so auf, dass andere übernehmen konnten, falls jemand nicht in der Lage war, zu helfen. Es gab immer einen Kern von mindestens 10 bis 20 Leuten, die sich für Ahmed einsetzten.
Welche Aktionen habt ihr für Ahmeds Freilassung umgesetzt?
Wann immer es einen neuen Prozess gab, gingen wir vor die ägyptische Botschaft in Wien, um zu protestieren. Die Angestellten dort sind verpflichtet, alle ungewöhnlichen Aktivitäten der ägyptischen Regierung zu melden. So blieb unsere Sichtbarkeit gegenüber Ägypten erhalten. Manchmal haben wir auch zeitgleich vor Botschaften in anderen Städten protestiert. Außerdem starteten wir eine Fotokampagne mit #FREEAHMED Schildern. Dazu forderten wir Menschen auf, Fotos von sich mit den Schildern auf sozialen Netzwerken zu posten. Daran haben sich unzählige Leute aus verschiedensten Ländern beteiligt. Das war unsere größte Aktion.
Wie geht es jetzt für Ahmed weiter?
Das Wichtigste ist, dafür zu sorgen, dass er zurück nach Wien kommen kann. Wir müssen alle gemeinsam einen Weg finden, wie wir das erreichen können. Denn während wir unseren Abschluss machten und unsere Leben weiterführten, wurde seines einfach auf Eis gelegt.
Wie hat die Erfahrung, das alles mitzuerleben, deine Sicht auf Menschenrechte verändert?
Ahmeds Fall ist Teil eines riesigen Musters. Es gibt unzählige Menschen, deren Liebsten weiterhin zu Unrecht inhaftiert sind. Sein Fall ist symbolisch für die allgemeine Feindseligkeit gegen die akademische Freiheit, die Freiheit der Forschung und der Meinungsäußerung. Ich habe definitiv erkannt, dass es immer mehr zu tun gibt.