Außerdem komme auch außerhalb des Aktivismus viel Verzweiflung und Frustration auf, weil sich trotz ihrer Bemühungen politisch so wenig ändere. „Oft kommen Aktivist*innen zu mir und fragen sich: ‚Bringt das alles überhaupt etwas?‘“, führt der Psychotherapeut weiter aus.
Die negativen Auswirkungen der Klimakrise auf die mentale Gesundheit junger Menschen sind unbestreitbar. Die letzte Shell-Jugendstudie von 2019 bestätigt, dass die Hauptsorge junger Menschen zwischen 12 und 25 Jahren die Umweltverschmutzung ist.
Dies spiegelt sich auch in der Klimabewegung der letzten Jahre wider, die vor allem durch junge Menschen getragen wird. „Die junge Generation hat ein Bedürfnis, aktiv zu sein und unmittelbar zu handeln“, erklärt Protestforscher Felix Butzlaff. Die große Zahl junger Beteiligter an Protestbewegungen sei laut ihm in allen aktivistischen Bewegungen zu beobachten. Einen Nachteil hat die Generation Z im Gegensatz zu früheren Generationen.
„Die Generation Z ist anteilsmäßig viel kleiner als die älteren Generationen. Selbst wenn sie wählen können, haben sie weniger Einfluss. Und das obwohl ihre Zukunft davon abgehängt“, fügt Baumann hinzu.
Die ungehörte Jugend
Nach ihrer Pause kehrte Lilith nicht zu Fridays For Future zurück. Sie schloss sich der Letzten Generation an: „Ich hatte das Gefühl, ich müsste mehr tun, noch aktiver sein, mehr aufrütteln. Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert.“
Für Butzlaff ist es nicht überraschend, dass Aktivist*innen von Fridays For Future zur Letzten Generation wechseln: „Fridays For Future geht den repräsentativen politischen Weg. Die Letzte Generation ist in diesem Sinne viel attraktiver, weil sie auch das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit bekämpft. Viel stärker als es andere Klimabewegungen tun. Ihre Art von Widerstand bringt das eigene Nicht-Einverstanden-Sein sehr stark zum Ausdruck. Es zeigt auch die Verzweiflung und die Ohnmacht der Aktivist*innen gegenüber der Politik.“
Diese Verzweiflung und Ohnmacht sind auch an Liliths Stimme zu hören: „Auf uns wird nicht gehört“, sagt sie enttäuscht. Die Schülerin hat das Gefühl, dass die Regierung Fridays For Future als Mittel zum „Greenwashing“ benutzt, um sich als klimabewusst zu präsentieren. Ihrer Ansicht nach wurden nicht genügend Maßnahmen gegen die Klimakrise seit 2018 eingeführt.