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© Schwangere Frauen warten auf die Hebamme in Harare / Tafadzwa Ufumeli via Getty Images

news © Schwangere Frauen warten auf die Hebamme in Harare / Tafadzwa Ufumeli via Getty Images

„ICH HÄTTE NIE GEDACHT, DASS ICH DAVON GEHEILT WERDEN KÖNNTE“

3. August 2021

Viele Frauen in Simbabwe leiden an Geburtsfisteln. Frühe Schwangerschaften, teure medizinische Geburtsversorgung und fehlende Aufklärung sind die Ursachen.

Der erschwerte Zugang zu medizinischen Einrichtungen für schwangere Frauen und Mädchen in Simbabwe hat dramatische Folgen: lebensbedrohliche oder lebensverändernde Komplikationen wie Geburtsfisteln (Vesikovaginale Fisteln), die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als einer der schwerwiegendsten Geburtsverletzungen beschrieben werden.

Die Ursachen

 Geburtsfisteln treten häufig in Verbindung mit erschwerten und langen Geburten, sowie verfrühten Schwangerschaften auf. Befindet sich ein Kind zu lange im Geburtskanal, bricht die Blutversorgung durch den langanhaltenden Druck ab und lässt das Gewebe zwischen Vagina und Blase, oder Darm absterben. Betroffene Frauen sind meist nicht in der Lage, Stuhl oder Urin zu halten, und dieser tritt unkontrolliert über die Vagina aus. Erschwerte und langanhaltende Wehen sind in Verbindung mit Geburtsfisteln eine der Hauptgründe von Müttersterblichkeit weltweit, und in 90% aller Fälle kommen Neugeborene tot zu Welt. Neben den medizinischen Komplikationen erleiden Frauen mit Geburtsfisteln extreme soziale Ausgrenzung.

Weltweit sind jährlich zwischen 50.000 und 100.000 Frauen betroffen. Länder mit geringem ökonomischem Einkommen in Afrika und Asien weisen die höchsten Vorfälle auf.

Shuvai (Name geändert) ist heute 29 Jahre alt und leidet seit elf Jahren an Geburtsfisteln. Ihr Ehemann lehnte eine Geburt im Krankenhaus ab, und sie war gezwungen zuhause zu gebären. Der Geburtsvorgang hielt vier Tage an und ihr Kind kam schlussendlich tot zur Welt. Bei Shuvai wurden nach Einlieferung im Krankenhaus Geburtsfisteln diagnostiziert.

Eine weitere Überlebende ist Chenai (Name geändert), die mit 16 eine lange und schwere Geburt erlebte. Auch ihr Kind kam tot zur Welt. Bis zu zwei Wochen nach der Geburt verblieb Chenai trotz unkontrolliert austretendem Urin zuhause, bevor sie in ein Krankenhaus gebracht wurde.

Seit drei Jahren kann ich keine Unterwäsche mehr tragen, der Urin läuft ständig aus. Ich habe Wunden an meinen Genitalien, die wegen der Feuchtigkeit nicht heilen. Ich fürchte mich davor, in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich bin an dieses Haus gebunden, damit ich jedes Mal baden kann, wenn ich mich verschmutzt habe. Meine ganze Familie glaubt, ich sei verflucht.

Nyaradzai, eine 19-jährige Frau aus der Provinz Mashonaland West, Simbabwe

Geburtsfisteln führen zu Traumata und sozialer Stigmatisierung. Obwohl sie leicht vermeidbar sind, gibt es mehrere Gründe für die vermehrten Vorfälle in Simbabwe. Nicht nur werden medizinische Einrichtungen aufgrund eines unzureichenden Gesundheitssystems, inadäquater Einrichtung oder hoher Kosten gemieden, auch werden Hausgeburten aufgrund kultureller Praxen bevorzugt. Gleichzeitig betreuen in etwa 20% aller Fälle unausgebildete Geburtshelferinnen eine Hausgeburt, bei ungefähr 3% gebären Mütter ohne jegliche Unterstützung.

Ein weiterer Grund ist die schlechte Informationsverbreitung über Geburtsfisteln. Viele Frauen, die mit Amnesty International sprachen, klagten darüber, die Gründe und Behandlungen für die Erkrankung nicht zu kennen, nicht zuletzt ausgelöst durch das unzulängliche postnatale Untersuchungssystem.

Laut der WHO lassen sich Geburtsfisteln verhindern: Frühe und ungeplante Schwangerschaften sowie Kinderheirat zu vermeiden, den Zugang zu akuter Geburtsversorgung, insbesondere zu Kaiserschnitt zu erleichtern und die vermehrte Aufklärung über Geburtsfisteln verringern das Risiko.

Bericht (englisch):

“I NEVER THOUGHT I COULD GET HEALED FROM THIS” BARRIERS TO TREATMENT AND HUMAN RIGHTS ABUSES AGAINST WOMEN AND GIRLS WITH OBSTETRIC FISTULA IN ZIMBABWE