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Elektroautos fahren immer noch auf Kosten der Menschenrechte

30. Dezember 2018

Tausende von Autoenthusiast*innen nahmen Anfang Dezember 2018 an der Los Angeles Auto Show in Südkalifornien teil. Die Pracht der ausgestellten Autos verdeckt jedoch eine dunklere Realität.

Auf der diesjährigen Messe wurden Elektrofahrzeuge mit Dutzenden von Modellen vorgestellt. Die Hersteller zeigten ihre neuesten Technologien, unternahmen aber nicht die gleichen Anstrengungen, um Missbrauch in ihren Lieferketten zu verhindern.

Die Industrie ist immer noch nicht in der Lage, Kobalt verantwortungsbewusst zu beziehen, ein wesentliches Element für ihre Batterien.

Mehr als die Hälfte des weltweit gewonnenen Kobalts - ein wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien - stammt aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK).

Im Jahr 2016 stellte Amnesty International fest, dass das Erz von Hand, von Kindern und Erwachsenen, unter gefährlichen und missbräuchlichen Bedingungen abgebaut wurde, manchmal in Tunneln, die tief unter der Erde gegraben wurden.

Umweltbewusste Kund*innen haben ein Recht darauf zu wissen, ob ihre Neuwagen so ethisch sind, wie es in der Werbung behauptet wird.

Daimler, Renault, Volkswagen, General Motors, Tesla, BMW und Fiat-Chrysler sind die sechs wichtigsten Hersteller, die ihre Elektroautos präsentierten.

Trotz einiger Fortschritte im Jahr 2018 hat keines dieser Unternehmen die notwendigen Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass sie ihren potenziellen Kund*innen den ethischen Charakter ihrer Kobalt-Lieferketten gewährleisten können.

Im November 2017 hat Amnesty International Beschaffungspraktiken von Unternehmen für Kobalt bewertet. Wir berichteten in unserer Aussendung zum 1. Mai. Amnesty hatte gezeigt, dass die Hersteller von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu anderen Sektoren nur langsam gute Praktiken bei der Entwicklung ihrer Batterien anwenden.

Bei einem kürzlichen Besuch in der Bergbaustadt Kolwezi (südliche Demokratische Republik Kongo) stellte einer der Forscher einen deutlichen Anstieg des Kleinkobaltbergbaues im vergangenen Jahr fest, während die Kobaltpreise als Reaktion auf die steigende Verbrauchernachfrage stark anstiegen.

Missbrauch ist im handwerklichen Bergbau nicht unvermeidlich, und die Regierung der Demokratischen Republik Kongo hat versprochen, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Tätigkeit besser zu regulieren und Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen.

Die rasante Expansion des Sektors erfordert jedoch mehr denn je, dass die Unternehmen die Rückverfolgbarkeit des von ihnen verwendeten Kobalts sicherstellen und nachweisen können, dass es nicht unter gefährlichen Bedingungen abgebaut wurde.

Ausfälle von Branchenriesen

Im Oktober 2018 fragte Amnesty International sieben große Elektrofahrzeughersteller, ob ihre Menschenrechtskontrollen angemessen sind: Daimler, Renault Group, Volkswagen, General Motors, Tesla, BMW und Fiat-Chrysler Automobiles NV. Insgesamt sechs antworteten.

Tesla gab keine Antworten.

Nach den OECD-Richtlinien müssen Unternehmen, die in der DRK abgebautes Kobalt verwenden, in der Lage sein, Unternehmen zu identifizieren, die ihr Erz schmelzen und veredeln. Anschließend müssen sie ihre Bewertungen der Sorgfaltspflicht von Hütten und Raffinerien veröffentlichen. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, gibt es keine Möglichkeit, sicherzustellen, dass ihr Kobalt ethisch einwandfrei ist.

Nur zwei der Unternehmen gaben detaillierte Informationen über ihre Kobalt-Quellen: BMW identifizierte seine Schmelzwerke oder Raffinerien und Renault benannte seine Lieferanten.

Die Befragten berichteten, dass sie ihre Politik innerhalb ihrer Lieferketten verstärkt und weitere Audits erforderlich gemacht hätten, aber keiner von ihnen habe den entscheidenden Schritt getan, um eine Bewertung der Sorgfaltspflicht der Lieferanten im Bereich der Menschenrechte zu veröffentlichen.

Erste Anzeichen von Fortschritten

Volkswagen behauptet, seine Regeln für eine "maximale Transparenz" zwischen den Lieferanten verschärft zu haben. Daimler hat sich bemüht, die Transparenz der Lieferkette bei der Vergabe neuer Aufträge an Lieferanten zu verbessern, aber noch hat kein Unternehmen die Namen seiner Schmelzwerke und Raffinerien genannt.

Mehrere Unternehmen berichteten, dass sie sich den Initiativen der Branche zur Zusammenarbeit bei der Kobalt-Lieferkette angeschlossen hatten.

Diese Bemühungen sind zwar willkommen, reichen aber allein nicht aus. Unternehmen müssen auch die Eigenverantwortung für die Reinigung ihrer Lieferketten übernehmen.

Andere Unternehmen berichteten, dass sie Pilotprojekte zur Erhebung von Daten über Arbeitsunfälle, Produktion, Kinderarbeit und soziale Bedingungen finanzieren. Es ist noch zu früh, um zu wissen, ob diese Initiativen Auswirkungen haben werden.

Initiativen zur Beseitigung von Kinderarbeit und zur Gewährleistung, dass alle Arbeitnehmer*innen sicher und gut bezahlt sind, sind willkommen.

Unternehmen können und müssen jedoch mehr tun. Sie müssen die Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen und geeignete Korrekturmaßnahmen ergreifen, wenn es zu Menschenrechtsverletzungen gekommen ist. Es gibt keine Entschuldigung dafür, nicht Zeit und Ressourcen zu investieren, um zu enthüllen, was ihre Fahrzeuge tatsächlich antreibt.

In einer Zeit, in der die Nachfrage nach Elektroautos steigt, haben die diesjährigen Showhersteller ein starkes Interesse daran, zu beweisen, dass sie die Verletzung der Menschenrechte nicht ausnutzen.

Quelle: Amnesty International France