Loading...

Schiffbruch vor Pylos: Prozess gegen Überlebende startet

21. Mai 2024

Der anstehende Prozess gegen neun Überlebende des Schiffsunglücks von Pylos im Juni 2023 vor der griechischen Küste wirft Bedenken hinsichtlich der Gewährleistung eines fairen Verfahrens auf, so Human Rights Watch und Amnesty International heute. Der Strafprozess soll heute, 21. Mai 2024, in Kalamata, Griechenland, beginnen.

Die Überlebenden werden des Schmuggels, der Verursachung eines Schiffbruchs, der illegalen Einreise sowie der Bildung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen mehrfach lebenslange Haftstrafen. Eine parallele Untersuchung über die mögliche Verantwortung der griechischen Behörden für den Schiffbruch befindet sich noch im Anfangsstadium, so dass das Strafgericht bei der Beurteilung der Schuld der Angeklagten nur über unvollständige Informationen verfügen wird.

Hintergrund

Am frühen Morgen des 14. Juni 2023 kenterte der völlig überladene Fischkutter Adriana vor der griechischen Küste und riss mehr als 600 Menschen in den Tod. Nur 104 der schätzungsweise 750 Migrant*innen überlebten. Es konnten nur 82 Leichen geborgen werden.

Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) zeigten in einer Analyse auf, dass die griechische Küstenwache die Rettungsmaßnahmen verspätet und zu zögerlich eingeleitet hatte, obwohl sie von der Notlage an Bord des Fischkutters Adriana wusste.

Die neun ägyptischen Überlebenden, genannt „Pylos 9“, wurden am 15. Juni 2023 verhaftet, offenbar auf der Grundlage von Zeug*innenaussagen von neun anderen Überlebenden, die von Angehörigen der griechischen Küstenwache unmittelbar nach dem tragischen Schiffsunglück zwischen dem 14. und 15. Juni aufgenommen wurden. Es ist unklar, ob oder wie viele andere Überlebende ihre Aussagen gemacht haben und ob diese ausgewertet wurden, bevor die Beschuldigten am 20. Juni verhaftet und anschließend in Untersuchungshaft genommen wurden.

Human Rights Watch und Amnesty International haben darauf hingewiesen, dass die Tatsache, dass Angehörige der Küstenwache die Befragungen durchführten, Zweifel an der Unabhängigkeit und Integrität der Untersuchung aufwirft, insbesondere wenn man bedenkt, dass kurz nach dem Schiffsunglück Vorwürfe über das Vorgehen der Küstenwache aufkamen.

Human Rights Watch und Amnesty International haben darauf hingewiesen, dass die Tatsache, dass Mitglieder der Küstenwache die Befragungen durchgeführt haben, Zweifel an der Unabhängigkeit und Integrität der Untersuchung aufwirft. Das ist insbesondere bedenklich, da bereits kurz nach dem Schiffbruch Vorwürfe über das Vorgehen der Küstenwache laut wurden.