Was ist der Klimawandel?
Das Klima des Planeten hat sich im Laufe der geologischen Zeit ständig verändert, mit erheblichen Schwankungen der globalen Durchschnittstemperaturen.
Die aktuelle Erwärmungsperiode verläuft jedoch schneller als alle Ereignisse der Vergangenheit. Wissenschaftliche Erkenntnisse machen deutlich, dass die Menschheit den größten Teil der Erderwärmung des letzten Jahrhunderts verursacht hat. Indem wir Energie für unser modernes Leben produzieren, verursachen wir Treibhausgase – durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (wie Kohle, Gas oder Öl), Landwirtschaft und Landnutzung.
Der Ausstoß von Treibhausgasen ist heute auf dem höchsten Stand, der in den letzten 800.000 Jahren jemals erreicht wurde. Dieser rasche Anstieg ist ein Problem, weil er unser Klima in einem so rasanten Tempo verändert, dass sich Lebewesen nicht schnell genug daran anpassen können.
Zu den Folgen des Klimawandels zählen nicht nur steigende Temperaturen, sondern auch extreme Wetterereignisse, der Anstieg des Meeresspiegels und die Verschiebung von Wildtierpopulationen und Lebensräumen.
Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International
Die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels haben mit erschütternder Deutlichkeit gezeigt, wie wichtig eine gesunde Umwelt für die Wahrnehmung all unserer anderen Rechte ist.
Was verursacht den Klimawandel?
Es besteht ein überwältigender wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die globale Erwärmung hauptsächlich vom Menschen verursacht wird: 97% der Klimawissenschaftler*innen sind zu diesem Schluss gekommen.
Eine der bei weitem größten Verursacher der Klimakrise ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe – (Kohle, Gas und Öl), die die Konzentration von Treibhausgasen – wie Kohlendioxid – in unserer Atmosphäre erhöht hat. Zusammen mit Landrodungen für die Landwirtschaft (wie etwa aktuell im Amazonas) verursachen fossile Brennstoffe den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf unserem Planeten. Wissenschaftler*innen sind sich dieses Zusammenhangs zwischen Treibhausgasen und globaler Erwärmung/Erderwärmung ebenso sicher wie des Zusammenhangs zwischen Rauchen und Lungenkrebs.
Das ist keine neue Erkenntnis. Die wissenschaftliche Community hat die Daten dazu jahrzehntelang gesammelt und untersucht. Warnungen vor der globalen Erwärmung machten bereits in den späten 1980er Jahren Schlagzeilen.
Im Jahr 1992 unterzeichneten 165 Nationen einen internationalen Vertrag der UNO, das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). Seitdem haben die Staaten jährlich Tagungen abgehalten (die so genannte "Vertragsstaatenkonferenz" oder COP – Conference oft he Parties), um Ziele und Methoden zur Eindämmung des Klimawandels sowie zur Anpassung an seine bereits sichtbaren Auswirkungen zu entwickeln. Heute sind 197 Länder an die UNFCCC gebunden.
Welche Folgen hat der Klimawandel für den Planeten und die Menschen?
Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt spürbar, aber sie werden noch schlimmer werden. Die globale Erwärmung hat etwa 1°C über dem vorindustriellen Niveau erreicht. Jedes halbe Grad (oder noch weniger) der Erderwärmung zählt.
Es ist wichtig, im Kopf zu behalten, dass keine Liste der Folgen des Klimawandels erschöpfend sein kann. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hitzewellen häufiger auftreten und länger andauern werden und, dass extreme Niederschlagsereignisse in vielen Regionen intensiver und häufiger werden. Die Ozeane werden sich weiter erwärmen und versauern, und der globale mittlere Meeresspiegel wird weiter ansteigen. All das wird verheerende Folgen für den Menschen haben.
Die dringende Notwendigkeit, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, ist mit der Veröffentlichung eines wichtigen Berichts im Oktober 2018 durch das weltweit führende wissenschaftliche Gremium zur Bewertung des Klimawandels, den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC), noch deutlicher geworden. Der IPCC warnt davor, dass wir, um eine katastrophale Erderwärmung zu vermeiden, 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau nicht erreichen oder zumindest nicht überschreiten dürfen. Der Bericht legt die massiven Unterschiede zwischen dem 1,5°C- und dem 2°C-Szenario dar.
Der IPCC-Bericht setzte der Welt eine klare Frist zur Vermeidung der Katastrophe: Die Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 gegenüber dem Stand von 2010 halbiert werden, um einen globalen Temperaturanstieg von 1,5°C zu verhindern. Unsere Regierungen müssen daher jetzt sofort Maßnahmen ergreifen, um den aktuellen klimaschädlichen Kurs zu ändern. Je länger wir uns dafür Zeit lassen, desto mehr müssen wir uns auf kostspielige Technologien verlassen, die negative Folgen für die Menschenrechte haben könnten.
Klima-Protest in Wien. © Mitja Kobal/Amnesty International
Klimagerechtigkeit: Wer ist am stärksten von der Klimakrise betroffen?
Der Klimawandel schadet uns allen und wird uns auch weiterhin schaden, wenn die Regierungen nichts unternehmen.
Doch bestimmte Gruppen spüren heute schon disproportional die negativen Auswirkungen des Klimawandels, darunter Menschen, die Erfahrungen mit Wohnungs- oder Obdachlosigkeit haben, ältere Menschen, Menschen, die von Armut betroffen sind oder armutsgefährdet sind sowie Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen.
Die Folgen der Klimakrise werden außerdem für die folgenden Gruppen noch ausgeprägter sein: Menschen, die von der Landwirtschaft abhängig sind, Menschen die an Küsten leben, sowie alle Menschen, die im Allgemeinen bereits verwundbarer sind, benachteiligt und diskriminiert werden.
Diese Ungleichheiten sind die Basis für die Forderung nach Klimagerechtigkeit: Es ist der Appell an die wohlhabenden Industriestaaten, die am meisten zur Klimakrise beigetragen haben, voranzugehen und einen fairen Beitrag zu leisten, um einige der durch die Klimakrise verursachten Ungerechtigkeiten zu mildern.
Die folgende Liste zeigt, wie der Klimawandel Ungleichheiten weiter verschärfen kann:
Zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern
Auf nationaler Ebene werden die Menschen in tiefliegenden, kleinen Inselstaaten und weniger entwickelten Ländern zu den am stärksten Betroffenen gehören – viele sind es bereits jetzt. Die Menschen auf den Marshall-Inseln erleben bereits jetzt regelmäßig die verheerenden Überschwemmungen und Stürme, die ihre Häuser und Lebensgrundlagen zerstören. Die Hitzewelle auf der Nordhalbkugel im Jahr 2018 sorgte in ganz Europa und Nordamerika für Schlagzeilen, aber einige der schlimmsten Auswirkungen waren auch an Orten wie Pakistan zu spüren, wo mehr als 60 Menschen starben, als die Temperaturen auf über 44°C stiegen – meist Arbeiter*innen, die bereits zuvor trotz starker Hitze arbeiten mussten.