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IRan

from political persecution

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Arman T. Riahi

Arman T. Riahi ist ein iranisch-österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor, bekannt u.a. für "Die Migrantigen" und "Fuchs im Bau". Seine Eltern flohen 1983 mit seinem Bruder, dem Filmregisseur Arash T. Riahi, aus dem Iran nach Österreich und holten ihn ein Jahr später ins Land.

Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft darf nie verloren gehen.

Arman T. Riahi

Warum sind Sie damals aus dem Iran weggegangen?

Meine Eltern sind geflohen, weil sie laizistische Linke sind, die gegen die unterschiedlichen Diktaturen im Iran aktiv wurden. Sie sind freiheitsliebende Menschen, die sich für Gleichberechtigung und Demokratie einsetzten, und genau deshalb wurden sie verfolgt.

Beide waren Lehrer und engagierten sich in einer revolutionären Arbeiterbewegung (Rahe Kargar, Der Weg der Arbeiter) für Demokratie und gegen den sich anbahnenden islamischen Faschismus - unter anderem, indem sie Flyer verteilten, Bücher lasen und an Demonstrationen teilnahmen. Aktivitäten, die in jeder Demokratie als Grundrechte angesehen werden.

Mein Vater verbrachte letztlich dafür während des Shah-Regimes fünf Jahre im Gefängnis, wo er gefoltert wurde. Vor meiner Geburt gab es von Seiten des iranischen Geheimdiensts sogar einen Plan, meine Mutter festzunehmen, da sie als Bedrohung angesehen wurde. Es gab eine interne Meinungsverschiedenheit innerhalb des Geheimdienstes - ein Teil der Verantwortlichen wollten meine schwangere Mutter zur Verantwortung ziehen, da sie das ungeborene Kind, also mich, auch als anti-islamisch betrachteten. Am Ende wurde entschieden meine Mutter erst nach meiner Geburt zu schnappen.

Jemand aus den Kreisen des Geheimdienstes hat meine Familie darüber informiert. Das war dann tatsächlich der Moment, wo ihnen klar wurde, es geht um Leben und Tod. Nach meiner Geburt ist dann auch meine Mutter untergetaucht - mein Vater war schon länger auf der Flucht. Meine Eltern sagen deshalb immer, ich habe sie gerettet.

 

Wie ist Ihre Familie nach Österreich gekommen?

Meine Eltern sind damals zuerst mit meinem Bruder aus dem Iran mit Schleppern über die Berge in die Türkei geflüchtet. Ihr ursprüngliches Ziel war Frankreich, aber ein Freund, der für die Vereinten Nationen arbeitete, half ihnen, in Österreich Asyl zu erhalten.

Angekommen, haben sie alles in Bewegung gesetzt, um meine Schwester und mich mit der Hilfe eines Cousins und eines Freundes, die beide selbst erst im Teenageralter waren, nach Österreich zu holen. Wir haben denselben gefährlichen Weg über die Türkei genommen. Auf dem Weg nach Österreich wurden wir in der Türkei aufgegriffen und saßen sogar für einige Tage als Kleinkinder mit unseren Cousins im Gefängnis. In Österreich haben wir dann unser neues Zuhause gefunden.

 

Was glauben Sie hat sich seit ihrer Flucht im Iran geändert?

Es ist tragisch, aber an den Grundbedingungen hat sich im Iran kaum etwas geändert, seit wir vor so vielen Jahren geflohen sind. Die Jugend dort hat immer noch keine wirkliche Aussicht auf Grundrechte und ein selbstbestimmtes Leben. Es herrscht eine konstante Unterdrückung und wenig Entwicklung.

In den letzten Jahren gab es aber definitiv einige Veränderungen, was die Haltung der Menschen angeht. Die Protestbewegungen im Iran sind heute vielfältiger und umfassen viele Altersgruppen, insbesondere junge Erwachsene. Aber auch ältere Menschen haben die theokratische Diktatur satt. Die jüngsten Proteste haben vor allem einen feministischen Grundcharakter, da insbesondere Frauen im Iran benachteiligt werden.

Meiner Meinung nach gibt es nur eine Konstante im Leben: ständige Entwicklung und Bewegung. Und die gibt es für die Menschen im Iran einfach nicht. Ich denke, dass der Widerstand niemals aufhören wird, solange die Menschen nicht mehr Freiheiten, mehr Grundrechte, mehr Selbstbestimmung haben.

 

Was können Menschen außerhalb des Iran, wie hier in Wien oder in Europa, tun, um die Menschen zu unterstützen?

Es ist wichtig, die Öffentlichkeit über die Ereignisse im Iran zu informieren und Bewusstsein zu schaffen.  Darüber hinaus sollten Politiker und Regierungen Maßnahmen ergreifen und auf diplomatischem Wege Einfluss ausüben, um die Menschenrechtsverletzungen im Iran zu stoppen. Dies sollte jedoch auf politischem und nicht militärischem Weg geschehen.

Doch sind die Doppelmoral und das heuchlerische Verhalten der Regierungen ein Problem. Viele westliche Regierungen haben wirtschaftliche Interessen im Iran, und das führt dazu, dass sie die Menschenrechtsverletzungen im Land ignorieren oder relativieren. Die Wirtschaft wird leider so gut wie immer über den Schutz der Menschenrechte gestellt.

Wir müssen auf diejenigen in der internationalen Gemeinschaft, die wirtschaftliche Beziehungen zum Iran unterhalten, wie Österreich und Deutschland, Druck ausüben, damit auf die Einhaltung der Menschenrechte geachtet wird. Es gibt viele wirtschaftliche Verbindungen zwischen Europa und dem Iran, und diese können als Druckmittel genutzt werden.

Wir sollten uns jedoch davor hüten, uns zu sehr in die iranische Gesellschaft einzumischen, da dies oft kontraproduktiv ist. Die iranische Bevölkerung muss ihre eigenen Veränderungen herbeiführen. Wir können sie nur dabei unterstützen, indem wir die Aufmerksamkeit auf ihre Situation lenken und internationale Unterstützung mobilisieren.

 

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft des Iran aus? Was würden sie sich für die Menschen, die protestieren, wünschen?

Ich wünsche mir für die Menschen im Iran, die für Veränderungen kämpfen, dass sie nicht den Mut verlieren. Dass sie uns weiterhin Vorbilder des Widerstands und des Kampfes für die Freiheit sind, und sie dieser lange Weg endlich zu einer Demokratie führt. Ich wünsche mir, dass sie zusammenhalten und sich organisieren. Das ist von entscheidender Bedeutung. Ich glaube, dass es in absehbarer Zukunft eine Art von Vision braucht. Es ist wichtig, auch jene Menschen davon zu überzeugen, dass ein besseres Leben möglich ist, die bisher nicht auf ihrer Seite standen oder sich vor Veränderung fürchten.

Die Menschen dort kämpfen weiterhin für ihre Grundrechte und ihre Freiheit, und sie brauchen unsere Unterstützung und Solidarität. Es ist eine komplexe und schwierige Situation, aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft darf nie verloren gehen.

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